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„Wir räumen mit Vorurteilen gegen die Cloud auf“

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„Wir räumen mit Vorurteilen gegen die Cloud auf“

Der Trend zu cloud-basierten Software-Lösungen ist offensichtlich. Das gilt auch für die Hotellerie. Frau Bleifuss, wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht dar?

Die Pandemie hat den Trend zur cloud-basierten Softwarelösung beschleunigt. Die Mehrheit der Betriebe in der deutschen Hotellerie setzt aber offenbar nach wie vor auf server-basierte Systeme. Das gilt zumindest für Bayern, wie eine Umfrage des dortigen DEHOGA-Landesverbandes ergab. Demnach setzen 60 Prozent nach wie vor auf Server, 20 Prozent auf die Cloud, weitere 20 Prozent setzen noch gar kein System ein. Hoteliers, die sich mit dem Thema beschäftigen, ziehen in der Regel ein cloud-basiertes Produkt in Erwägung.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen perfekten Zeitpunkt, zu wechseln?

Ein Wechsel ist meiner Ansicht nach zu jedem Zeitpunkt sinnvoll. Wesentliche Argumente sprechen dafür. Wir räumen mit Vorurteilen auf: Die Cloud stünde im Vergleich zur Server-Lösung nach wie vor für weniger Funktionalität, heißt es in der Hotellerie der DACH-Region immer mal wieder. Auf anderen Märkten, etwa in UK, sieht das ganz anders aus. Dort sind Digitalisierung und der Einsatz cloud-basierter Lösungen erheblich beliebter und weiter fortgeschritten. Wir sind seit fünf Jahren auf den deutschsprachigen Märkten aktiv und klären seitdem über Irrtümer auf. Wie etwa die fälschliche Annahme, es mangele an Funktionalität oder die, Cloud-Lösungen seien nur etwas für Budget-Hotels. Das ist natürlich Unfug. Uns ist es wichtig, auf die Herausforderungen zu schauen, die vor den Betrieben liegen – den Fachkräftemangel zum Beispiel oder den im Zuge der stark gestiegenen Kosten für Personal, Energie und Lebensmittel erheblich erhöhten Margendruck. Und sich dann die Frage zu stellen: Wie kann mein System mir dabei helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen? Wie stark lassen sich Prozesse automatisieren? Welche Schnittstellen gibt es zu anderen Systemen im Hotel? Unterstützt mich mein System dabei, Direktgeschäft zu generieren? Das sind die Punkte, auf die es wirklich ankommt.

Wie aufwändig ist ein Wechsel in die Cloud?

Hat sich ein Hotelier einmal für den Wechsel entschieden, funktioniert das Einrichten der Cloud-Lösung binnen weniger Wochen. Die Systemumstellung sollte aber gut geplant sein und idealerweise außerhalb der Hochsaison durchgeführt werden. Außerdem kann es bei den Anbietern aufgrund der hohen Nachfrage auch zu Wartezeiten kommen.

Eine ganze Reihe von Hotelmanagement-Software-Anbietern haben zuletzt angekündigt, dass sie Entwicklung und Service server-basierter Lösungen demnächst einstellen werden. Ein Zeitpunkt, der auch als End of Life bezeichnet wird. Sind die Hoteliers darauf vorbereitet?

Viele noch nicht. Wenn Infos über Cloud-Lösungen eingeholt werden, dann in erster Linie von Hotelgruppen. Das Gros der Individualhoteliers ist darauf noch nicht fokussiert. Sie sind so stark in das plötzlich angezogene operative Business eingebunden und finden keine Zeit für das Thema. Oder sie schauen mit Unbehagen auf den bevorstehenden Winter und sind abwartend. So oder so: Bei vielen Betrieben steht das Thema auf der Agenda noch nicht weit oben. Diese Betriebe müssen sich allerdings darüber im Klaren sein, dass mit einem End of Life auch das Ende von Updates, fehlende Sicherheit sowie Compliance, mehr Fehleranfälligkeit und fehlende Schnittstellen verbunden sind. Die meisten Hotels dürften das unterschätzen.

Die Zahl technologischer Anbieter für die Branche, die den Hotels Cloud-Lösungen anbieten, ist groß und wächst weiter. Wie heben Sie sich in diesem harten Wettbewerbsumfeld ab?

Einerseits versuchen wir, die Guest Journey für das Hotel end to end abzubilden. Dank einer Verknüpfung mit Google können wir den Hotels helfen, mehr Direktbuchungen zu generieren. Über den DBM Google Connector werden ihre Preise auf diese Weise direkt in den Suchergebnisse eingespielt. Außerdem sorgen wir dafür, dass Hotels dank smarter Lösungen Warteschlangen vor der Rezeption vermeiden können, digitalisieren den Check-in- als auch den Check-out-Prozess. Nicht zuletzt zeigen wir auf den Märkten der DACH-Region vor Ort Präsenz, bieten deutschsprachigen Support. Unsere Mitarbeiter kommen zu rund 80 Prozent aus der Hotellerie, wissen also genau, von was unsere Kunden sprechen.

Der Anteil, den das Direktgeschäft ausmacht, ist in den vergangenen Jahren erstmals leicht gestiegen. Ein erster Schritt, um verlorenes Terrain zurück zu erobern?

Gäste haben während der Pandemie gelernt, dass sie die aktuellsten Informationen, etwa zu bestehenden Sicherheitsvorkehrungen, auf den Websites der Hotels finden. Hotels punkten zudem durch flexiblere Stornobedingungen und vieles mehr. Das hat vielen Menschen die Augen geöffnet und zu der Erkenntnis geführt, dass es nicht grundsätzlich besser ist, über die Portale zu buchen.

Worauf kommt es für ein Hotel im Direktgeschäft noch an?

Nicht zuletzt darauf, ganz weit vorne anzusetzen: Die Suche nach der passenden Unterkunft beginnt in rund 90 Prozent der Fälle bei Google. Die Suchmaschine entwickelt sich immer mehr zum Metasearcher. Deshalb sollten die Hoteliers dafür sorgen, dort mit ihren Preisen gelistet zu sein.

Wie beurteilen Sie ganz grundsätzliche den digitalen Stand der Hotellerie in Deutschland?

Viele Hotelbetriebe haben lange auf die Dienste etablierter, großer Technologie-Player gesetzt. Solche Anbieter haben sich zu lange auf ihrer Marktmacht ausgeruht und Innovationen in der Branche damit gebremst. Das hat die Hotellerie in ihrer digitalen Entwicklung behindert. Jetzt erkennen wir erhebliche Fortschritte. Aber wenn ich an Themen wie etwa vernetzte Systeme und intelligente Lösungen ohne Schnittstellenprobleme denke, dann ist bis zum digitalen Betrieb schon noch ein gutes Stück Weg zu gehen.