„Frankfurt hat viel Potenzial“

„Frankfurt hat viel Potenzial“

Die Frankfurt Hotel Alliance (FHA) feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Im Interview spricht Cost&Logis-Autorin Sonja Thelen darüber mit den Vorstandsmitgliedern Constanze Neuhörl, Direktorin im Maritim Hotel Frankfurt, und Peter Reischl, General Manager im Frankfurt Marriott Hotel.

Seit zehn Jahren vertritt die Frankfurt Hotel Alliance die Interessen der regionalen Hotellerie in der Mainmetropole. Was waren seinerzeit die Gründe, einen eigenen Hotelverband für Frankfurt zu gründen?

Constanze Neuhörl: Es gab zu dem Zeitpunkt zwei ERFA-Gruppen für die Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, die aber nicht miteinander kooperierten. Unter den Vier-Sterne-Hotels entwickelte sich aber der Wunsch, mit einer Stimme zu sprechen. Das führte 2013 zum Zusammenschluss der ERFA-Gruppen und zur Gründung der Frankfurt Hotel Alliance (FHA). Und war auch der Entwicklung der Hotellerie in Frankfurt geschuldet. Ab 2010 stiegen die Übernachtungs- und Gästezahlen deutlich, die Zahl der Hotels wuchs entsprechend. Eine Networking-Plattform und Interessenvertretung für den Wirtschaftsfaktor Hotellerie wurde immer wichtiger. Neben vielen Projekten hat sich die FHA später beispielsweise gemeinsam mit ihren Partnern in der Stadt dafür stark gemacht, dass eine Tourismusabgabe und keine -steuer eingeführt wurde.

Wie hat sich die FHA entwickelt, auch hinsichtlich ihrer Ziele und Aufgaben?

Peter Reischl: Am Anfang waren es 35 Mitglieder, heute sind es 65, was ein Zeichen für gegenseitiges Vertrauen ist. Die FHA fußt auf verschiedenen Säulen: Im Marketing steht die Zusammenarbeit mit der Stadt im Fokus, im Bereich Human Ressources schauen wir, wie wir mit den Berufsbildenden Schulen zusammenarbeiten und neue Fachkräfte anwerben können. Vor zwei Jahren kam Governmental Affairs hinzu. Hier möchten wir uns vor allem in der Politik mehr Gehör verschaffen und unsere Interessen vertreten.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Peter Reischl: Seit anderthalb Jahren sind wir mit der Messe Frankfurt und dem Dehoga dabei, für einen Kongress-Fördertopf zu werben. Hierfür haben wir viele Kräfte gebündelt, zahlreiche Gespräche geführt, auch bilateral mit der Stadt. Derzeit ist die Tourismusabgabe durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 2022, wonach jede Stadt eine Bettensteuer erheben darf, wieder ein Thema für uns. Und zwar vor dem Hintergrund, dass geplant ist, diese Abgabe in Frankfurt auf Geschäftsreisende auszuweiten. Unser Anliegen ist, dass hier weiterhin der zweckgebundene Beitrag bleibt und er nicht in eine Steuer umgewandelt wird.

Constanze Neuhörl: Wir arbeiten als starker Partner mit der Politik zusammen. Selbstverständlich ist der Tourismusbeitrag wichtig, um gemeinsame Projekte vor allem im Kongressbereich zu verwirklichen. Die Stadt wird im kommenden Jahr das Kongressgeschäft mit vier Millionen Euro unterstützen.

Welche Spuren haben der Wegfall etwa der IAA, die Corona-Krise und Ukraine-Krieg hinterlassen?

Constanze Neuhörl: Für den Frankfurter Hotelmarkt sind Messen, Kongresse und Geschäftsreisen wichtige Faktoren. Daher hat Frankfurt durch die Pandemie deutschlandweit am stärksten gelitten und braucht am längsten, um wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen. Aktuell sind wir im Ergebnis noch etwa zehn Prozent unter dem von 2019, auch wenn der Sommer sehr positiv für uns war. Aber die Branche ist im Wandel. Wir benötigen zusätzlich zu den Messen mehr Geschäft, etwa durch Kongresse, Festivals und den Städtetourismus. Frankfurt hat viel Potenzial.

Was steht aktuell noch im Fokus?

Peter Reischl: Natürlich unterstützen wir alle Initiativen für den Verbleib des Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent. Für viele gastronomische Betriebe wäre eine Erhöhung existenzbedrohend, auch für die Hotels sehr herausfordernd.

Constanze Neuhörl: Ein wichtiges Thema, bei dem wir auch mit der Stadt zusammenarbeiten, ist die desolate Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel. Dieser Zustand ist bereits bundesweit bekannt und hat Auswirkungen auf zahlreiche Hotels, die in dem Gebiet angesiedelt sind, auf Messen und Kongresse ebenso. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf.

Interview: Sonja Thelen

Foto: Der FHA-Vorstand: (v.l.) Jutta Sackbrook, Lindner Hotel Frankfurt Höchst, Marco Zimmermann, Flemings Hotels, Peter Reischl, Frankfurt Marriott Hotel, Ronald Hoogerbrugge, IHG Hotels & Resorts, Andrea Lördemann, Hilton Garden Inn Frankfurt City Centre, Christian Henzler, Coach und Trainer, Stefan Frank, Steigenberger Icon Frankfurter Hof, Constanze Neuhörl, Maritim Hotel Frankfurt.      

Foto: Frankfurt Hotel Alliance