Herr Hausmann, hat sich die Hotellerie in der Pandemie fit gemacht für die digitale Transformation?
Was man gemeinhin unter Digitalisierung versteht, ist mehr als die meisten Hotels bisher tun. Eine Digitalisierung mit Konzept hat nicht stattgefunden. Wie Hotelzimmer gebucht werden, da gibt es zu 85 Prozent die immer gleichen Schritte. Aber in den restlichen 15 Prozent, da steckt der Unterschied.
Der Personalmangel in der Branche nimmt dramatische Züge an. Inwieweit lässt sich das durch Technologie kompensieren?
Das kommt darauf an, über welchen Bereich im Hotel wir reden. In der Operation brauche ich ohne Zweifel Mitarbeiter vor Ort. Eine Funktion wie das Housekeeping ist ohne Mitarbeiter natürlich nicht denkbar. Beim Check-in beziehungsweise Check-out sieht das schon anders aus. In vielen Bereichen ist eine Digitalisierung machbar, spart Personal und damit Kosten, hilft, die Folgen des Personalmangels auszugleichen. Aber eben nicht überall.
Inwieweit macht es Sinn, Funktionen wie etwa das Revenue Management auszugliedern?
Für den Großteil der Betriebe in der Hotellerie ist die Ausgliederung des Revenue Managements eine sinnvolle Alternative. Für Hotels hingegen, die den Großteil ihres Geschäfts mit Corporates und Events machen, ist ein Outsourcing viel zu kompliziert.
Krypto-Währung gewinnt an Bedeutung, in Ansätzen auch in der Hotellerie – aber eben nur in Ansätzen. Wie beurteilen Sie die Situation?
Ich war anfangs einer der größten Kritiker der Blockchain-Technologie, auf der Kryptowährungen aufsetzen. Für die Buchung brauchen wir die Blockchain nicht, so mein Gedanke seinerzeit. Diese Skepsis hat sich auf Kryptowährungen übertragen. Heute bin ich der Meinung: Das Bezahlen mit Kryptowährungen lässt sich einrichten. Die Volatilität solcher Zahlungsmittel ist allerdings ein Problem.
Wird sich das Thema in der Hotellerie dennoch durchsetzen?
Bitcoin, die bekannteste Kryptowährung, hat sich bei bestimmten Personengruppen ja grundsätzlich schon durchgesetzt. Auch in der Hotellerie wird die Kryptowährung zu den Zahlungsmitteln gehören, die wir langfristig akzeptieren werden und deren Verwendung zunehmen wird.
Hat die Hotellerie nach zwei Jahren Pandemie noch die finanziellen Ressourcen, um in moderne IT-Lösungen zu investieren?
Das ist sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen investieren offensiv, anderen fehlt das Geld dafür. Was seit der Pandemie neu ist: Die Betriebe sind bereit, über den Einsatz digitaler Lösungen zu diskutieren. Das Interesse ist erheblich gestiegen.
Wird sich die Branche radikal verändern müssen, um die technologischen Herausforderungen meistern zu können?
Nicht die Hoteliers sind es, die das Digitale vorantreiben, sondern die Konsumenten. Die Betriebe werden also gezwungen sein, zu digitalisieren.