Nicht mehr alle Tassen im Schrank?

Home Der Hotel-Test Nicht mehr alle Tassen im Schrank?
Nicht mehr alle Tassen im Schrank?

Hotel: i31, Berlin

Zahl der Zimmer: 121

Eröffnung: 2013

Test: Oktober 2021

Bezahlte Rate: 189,93 Euro, inklusive Frühstück

Klassifizierung: –

 

Boutique-Hotels sind bekannt als eher kleine und persönlich geführte Hotels. Oft mit einer ganz speziellen Note, sei es im Design-Anspruch oder dem gebotenen Luxus. Mit einem solchen Hotel, dem i31 wirbt die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin. Auf den Internetseiten der KPM wird das Hotel wie folgt beschrieben: “Mit Neugierde und Mut bewegt sich das Boutique Hotel i31 in Berlin am Puls der Zeit und findet immer neue Wege, seine Gäste zu begeistern“. Mit dem Wissen, dass Porzellan auch als Weißes Gold bezeichnet wird, wollten wir sehen, wie sich die Attribute Neugierde und Mut hier im Bett niederschlagen und ob auch dieses zu begeistern weiß.

Buchung & Check-In

Die Buchung erfolgte online auf den Seiten des Hotels. Auf diesen Seiten erfährt man allerlei, aber Informationen zum Bett waren keine zu finden. Hingegen wird uns die Aussage „Wir treffen die entsprechenden Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen und garantieren die größtmögliche Sicherheitsstandards zum Wohlergehen unserer Gäste und Mitarbeiter“ noch zu beschäftigen wissen. Die Nachfrage nach einem zusätzlichen Nackenstützkissen musste mit einer separaten Mail gestellt werden. Beim Check-in wurden ebenfalls keine Angebote zu Bett und Schlafkomfort unterbreitet.

Ausstattung

Das Zimmer wartet zwar mit einem schlichten Bett, jedoch in Überlänge (180×210 Zentimeter) auf. Ausgestattet ist dies pro Liegeseite mit jeweils zwei Kissen im Format 40×80 und 60×80 Zentimeter, die eine Füllung aus Polyester-Faserbällchen aufweisen, und einer 135×220 Zudecke aus Gänsefedern. Zwei Federkernmatratzen (90x210x23 Zentimeter) ruhen auf einem einfachen Boxspring-Unterbau, zusätzlich kommen Topper aus Schaum mit einer gemessenen Höhe von sieben Zentimetern zum Einsatz, die jedoch augenscheinlich später angeschafft wurden als die Matratzen. Ein Matratzenschutz wird nicht verwendet. Die Bettwäsche ist gepflegt, doch bei allen Komponenten des Bettes zeigen sich Spuren von Verschleiß. Gemessen am Design des Zimmers und den Ankündigungen über das Hotel selbst hinkt das Bett optisch als auch inhaltlich etwas hinterher, entspricht aber noch solidem Standard. Das per Mail angefragte Nackenstützkissen befand sich bei Anreise nicht auf dem Zimmer und musste nachträglich nochmal an der Rezeption angefragt werden. Dann wurde jedoch ein vollwertiges, aus visko-elastischem Schaum gefertigtes orthopädisches Nackenstützkissen mit dem Maßen 50x33x12 Zentimeter zur Verfügung gestellt.

Schlafkomfort

Die Kissen aus Faserbällchen weisen keinen sonderlichen Stützkomfort auf, zumal der Unterschied zwischen einer 450- und 700-Gramm-Füllung bei dem verwendeten Material nicht wahrnehmbar ist, da es sich in der Fläche verteilt. Das Nackenstützkissen hingegen ist von guter Qualität und erfüllt seinen Zweck. Die Zudecke erfüllt gerade noch den Standard, da die verwendeten Federn hier, bedingt durch natürlichen Verschleiß, bereits einen Großteil ihrer isolierenden Eigenschaft eingebüßt haben, die ohnehin geringer als bei der Daune ist. Die Matratzen entsprechen der Eigenschaft fest bis sehr fest, weshalb vermutlich auch nachträglich Topper angeschafft wurden, um das Liegen etwas komfortabler zu gestalten. Das ist mit dieser Maßnahme jedoch auch gelungen und in Rücken- wie in Seitenlage konnte eine ausreichende Liegeposition erzielt werden.

Zum Schlafkomfort gehört aber auch die Sicherheit, die Nacht unbeschadet zu überstehen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten der Interpretation für folgenden Sachverhalt. Entweder wurden in guter Absicht beim Reinigen der Kopfkissen deren Reißverschlüsse mit Sicherheitsnadeln an der Hülle der Kissen befestigt, um während der Reinigung das unbeabsichtigte Entweichen von Faserbällchen zu unterbinden. Dann wurde vielleicht einfach nur schlichtweg vergessen, diese Sicherheitsnadeln nach dem Reinigen zu entfernen. Oder diese Sicherheitsnadeln wurden bewusst für den Dauerbetrieb platziert, da sich bei weniger wertigen Reißverschlüssen diese bei Benutzung von alleine öffnen können und den Inhalt dann in den Kopfkissenbezug entleeren. In beiden Fällen ist das Ergebnis jedoch fatal! Denn bei einer Benutzung von Kopfkissen kommen nicht nur der Kopf, sondern auch die Hände und andere Körperteile in der Nacht zum Einsatz. Ein versehentliches Öffnen von Sicherheitsnadeln ist dabei nicht auszuschließen. Die Möglichkeit einer offenen Nadel in unmittelbarer Kopf- und damit Augennähe ist ein absolutes No-GO – ob nun Vorsatz oder Fahrlässigkeit.

Hygiene

Bettwäsche und Bettlaken sind ohne Beanstandung und auch Kissen und Zudecke bewegen sich hygienisch noch im akzeptablen Bereich, doch Haare und andere Fremdkörper im Bett vermitteln optisch keinen guten Eindruck. Es macht auch keinen guten Eindruck, wenn Kissen große Flecken und Zudecken neben Flecken auch noch Löcher aufzuweisen haben, großflächig verteilt, als ob dort Wunderkerzen ihren Niederschlag gefunden hätten. Flecken lassen sich in der Praxis nun mal nicht vermeiden und nach einer Reinigung können diese auch noch sichtbar bleiben, aber irgendwann kommt der Punkt, wo ein Austausch zwingend erwogen werden sollte. Offenkundig sieht man das im i31 anders. Der untersuchte Topper weist neben Haaren und mehreren kleinen sowie einem sehr großen gelben Fleck auch einen mehr als bedenklichen Hygienewert auf, ebenso wie Nackenkissen und Unterfederung. Nur dank der blitzsauberen Bettwäsche, die von einem Textildienstleister gereinigt wird, rettet sich das i31 auf einen mittleren Durchschnittswert bei der Hygiene. Aber auch anderen Stellen im Zimmer zeugen davon, dass Hygiene hier nicht den größten Stellenwert hat – oder dem Housekeeping einfach zu wenig Zeit gegeben wird. Haare im Bad, Flecken an den Wänden und auch nur unzureichend gereinigte Böden sprechen hier eine deutliche Sprache. Ebenso die Fernbedienung, die entgegen der landläufigen Meinung normalerweise sehr sauber ist, da hier eine gut zu reinigende Fläche zur Verfügung steht. In diesem Fall konnte jedoch einige Reinigung nicht wirklich festgestellt werden.

Check-Out

Der Check-out verlief analog zum Check-in. Es wurden keinerlei Fragen gestellt – weder, wie man die Nacht verbracht habe, noch, ob alles zur Zufriedenheit verlaufen sei. Und das, obwohl dafür mangels Andrang ausreichend Zeit gewesen wäre. Das spricht leider für eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Gast.

Das sagt das Hotel:

Leider nichts. Wie immer vor der Veröffentlichung eines Hotel-Betten-Tests wurde die Geschäftsleitung sowohl mittels E-Mail als auch mit eingeschriebenem Brief informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Es wurde dabei explizit die Hygiene angesprochen und im Besonderen auf die Gefahr durch die Sicherheitsnadeln hingewiesen. Daraufhin keine Reaktion zu erhalten, lässt erahnen, wie mit Reklamationen von anderen Gästen verfahren wird.

Fazit:

Wer das i31 durch die Tiefgarage betritt, der wird, wie auch im Internet angekündigt, von einer goldfarbenen Wandbemalung begrüßt, was schon für sich ein Statement ist. Als Zugabe sind dann noch drei Modelle der Marke Bentley gleich an der Einfahrt unübersehbar aufgereiht. Ob sie dabei im Spalier für den Gast stehen oder der Gast diesen huldigen soll, erschließt sich nicht sofort. Aber damit steht die protzig zur Schau gestellte Tiefgarage im krassen Gegensatz zum getesteten Hotel-Bett einige Stockwerke weiter oben. Man sollte doch annehmen, dass die offen ausgewiesene Verbindung zwischen Porzellan und Hotel, zwischen KPM und i31 ein Versprechen für Luxus und Qualität ist. Aber außer der Metapher vom Weißen Gold und einer goldenen Garage war nichts – oder nichts mehr – von „Neugierde“, „Mut“ und „Begeisterung“, wie vollmundig angekündigt, zu spüren. Gemessen an der geweckten Erwartung einfach zu wenig und vor dem Hintergrund der akuten und möglicherweise noch nicht behobenen Gefährdung eigentlich null Punkte.

Empfehlung:

Ob man es ausdrücklich auf seinen Internetseiten vermerkt oder nicht, sollte die Sicherheit und das Wohlergehen von Mitarbeitern und Gästen grundsätzlich ernst genommen werden. Was auch immer das Konzept vom i31 vielleicht mal war, so wie jetzt geht es nicht und das ist sehr schade, denn Potenzial wäre sicherlich vorhanden.
Kurz vor Redaktionsschluß war von einem Gerücht zu hören, das i31 werde schließen respektive verkauft. Vielleicht die Chance für einen Neuanfang.