Pricing in der Pandemie – knickt die Hotellerie ein?

Home connectedby Pricing in der Pandemie – knickt die Hotellerie ein?
Pricing in der Pandemie – knickt die Hotellerie ein?

Die Hotellerie in Deutschland hat eine im internationalen Vergleich hohe Qualität. Daran gibt es keinen Zweifel. Und dennoch haben es die hiesigen Betriebe traditionell schwer, angemessene Preise für ihre Leistung durchzusetzen. Erstaunt blickt man zuweilen in die Metropolen anderer Länder und nimmt zur Kenntnis, dass dort nicht selten viel höhere Zimmerraten für die maximal gleiche Qualität aufgerufen werden. Geändert hat sich daran in den vergangenen Jahren wenig.

Anzeige

Nun kommt auch noch die Pandemie hinzu. Die Nachfrage brach zuletzt teilweise vollständig weg. Jetzt kehrt das Business zwar nach und nach zurück, aber von Normalität kann sicher noch keine Rede sein. Besonders in den Städten dürften die Hoteliers froh sein, wieder ein paar Gäste begrüßen zu können. In den Ferienregionen hingegen wird es aller Voraussicht nach zu ausgebuchten Häusern kommen. Entsprechend der unterschiedlichen Entwicklung der Nachfrage dürfte auch die Preisgestaltung aussehen. Wer in diesem Sommer an den Küsten oder in der Alpenregion der Republik eine Unterkunft sucht, dürfte tief in die Tasche greifen müssen. Im Gegensatz dazu müssen sich die Stadthoteliers des Landes die Frage stellen, wie sie ihre Zimmer am schnellsten wieder füllen können.

Ein Mittel, die Gäste vom Buchen nach dem Lockdown zu überzeugen, ist zumindest vordergründig ein Rabatt auf den üblichen Übernachtungspreis. Aber erstens ist es fraglich, ob sich Gäste, die noch ängstlich sind, von einer niedrigeren Rate beeindrucken lassen. Zweitens gilt das für Business Traveller, die teilweise noch gar nicht wieder reisen dürfen ohnehin nicht. Drittens bleibt zu bedenken, dass man große Mühe haben wird, einmal reduzierte Raten wieder auf das ursprüngliche Niveau zu bekommen. Und viertens ist zweifelhaft, ob es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, einerseits aufwändige Hygiene-Konzepte für den Schutz der Gäste aufzulegen und dafür andererseits auch noch weniger Geld zu verlangen.

Anzeige

Die Hoteliers in Deutschland sind nicht dafür bekannt, ihre Preise auch in schweren Zeiten stabil zu halten. Wenn die Nachfrage bröckelt, schmelzen auch die Zimmerraten – so war es in der Vergangenheit häufig. Das ist auch deshalb problematisch, weil die Preise mit Blick auf die Leistung ohnehin zu knapp bemessen sind. Woran das liegt in einem Land, das als wirtschaftliche Lokomotive Europas gilt? Einen einzigen Grund gibt es dafür nicht, sondern gleich eine ganze Reihe von Argumenten. Zu ihnen gehören unter anderem die Struktur des Marktes, der stark fragmentiert ist, mächtige Buchungsportale, die ihre User zum Preisvergleich geradezu erzogen haben, mächtige Business-Kunden aus der deutschen Wirtschaft, die große Kontingente zu Spezialpreisen abnehmen und die föderale Struktur Deutschlands, einem Land, dem Leuchtturm-Märkte wie etwa Paris oder London fehlen.

Die Talker

Christina Block

ist zusammen mit ihren beiden Brüdern Gesellschafterin der BlockGruppe und sitzt mit ihnen zusammen im Aufsichtsrat der Eugen Block Holding, die in der Hotellerie und Gastronomie sowie der Lebensmittelproduktion aktiv ist (Umsatz 2019: 410 Millionen Euro, Zahl der Mitarbeiter: rund 2.300). Sie absolvierte nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau und Berufsjahren im Ausland einen Master of Business Administration an der Edinburgh Business School.

Marcus Fränkle

leitet die Geschäfte des mehrfach ausgezeichneten Tagungs- und Designhotels Der Blaue Reiter in Karlsruhe. Er ist Mitglied der Hotel Direktorenvereinigung HDV sowie Vorstandsmitglied der Initiative Fair Job Hotels e.V. Außerdem besetzt Fränkle Geschäftsführerposten in weiteren Unternehmen und ist zusätzlich als Berater tätig. Der Branchenprofi hat die renommierte Steigenberger Akademie Bad Reichenhall und eine Ausbildung im Luxusresort Sonnenalp absolviert.

Rainer Willa

ist seit rund drei Jahren Chief Executive Officer (CEO) von HotelPartner Yield Management. Zuvor fungierte der Branchen-Experte für das Unternehmen bereits einige Jahre als Deputy CEO (Chief Operating Officer). Bevor er zu HotelPartner Yield Management kam, war er sechs Jahre Chief Executive Officer für Club Mondial Travel. Rainer Willa verfügt über einen Bachelor of Science in International Hospitality Management der Ecole Hôtelière de Lausanne.

Oliver Staas

leitet das Radisson Blu Hotel, Berlin. Er ist seit fast 30 Jahren für die Radisson Hotel Group tätig und führte in dieser Zeit Hotels des Konzerns in Metropolen wie Hamburg, Frankfurt, London, Moskau und St. Petersburg. Staas war für Radisson auch schon als Regionaldirektor für Russland, das Baltikum, Aserbaidschan, Usbekistan und die Ukraine aktiv. Er hat im Laufe seiner Karriere verschiedene Neueröffnungen begleitet, unter anderem in Frankfurt und London.

All das hat dazu geführt, dass die Mehrzahl der Hoteliers in Deutschland nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt, wenn es darum geht, ihre Preise festzulegen. Selbst Luxusherbergen verramschen ihre Zimmer zuweilen über Billigkanäle, was preisstrategisch kaum nachvollziehbar ist. Und so darf sich die Hotellerie nicht wundern, wenn ihr Ansehen in der Bevölkerung über die Jahre gelitten hat, ohne dass es die Branche verdient hätte.

Vor diesem Hintergrund wird es sehr interessant sein, zu beobachten, mit welchen Preisen die Hoteliers in Deutschland versuchen werden, die nächsten Schritte aus der Corona-Krise hinaus zu gehen. Grund genug für uns, das Thema in den Mittelpunkt unseres kommenden connectedby-Talks zu stellen.

connectedby

… ist der Experten-Talk für die Hotellerie. Die hochrangig besetzten Talk-Runden werden im Fernsehstudio aufgezeichnet. Videos, die über die News-Plattform cost-logis.de sowie über diverse Social-Media-Plattformen veröffentlicht werden, geben einen Einblick in die Diskussion und halten die wichtigsten Statements fest. Wer sind die Talker? Um welche Fragen geht es? In Cost & Logis sowie auf cost-logis.de wird der kommende Talk angekündigt. Einen ausführlichen Nachbericht finden Sie in der jeweils folgenden Ausgabe von Cost & Logis sowie zeitgleich auf cost-logis.de