Woher dieses ungute Gefühl kommt? Das Drehen ist es, was wir nicht vertragen. Nicht das Virus alleine, mit seiner Bedrohung für unsere Gesundheit. Nicht nur der Lockdown, mit seinen wirtschaftlichen Auswirkungen. Es ist das, was noch verloren gegangen ist – die Orientierung. Und wenn die fehlt, beginnt das Drehen, auf der Suche nach neuer Orientierung. Unsere Branche, unser Leben, alles ist ausgerichtet an gelernten Orientierungspunkten. Denn der Mensch braucht sowohl als Individuum, wie auch als Gruppe Orientierung für sein Handeln und Denken. Die alte Orientierung hat derzeit aber keine Gültigkeit mehr. Bis März 2020 jenseits unserer Vorstellungskraft und auch danach nur langsam in unser Bewusstsein schleichend, kam die Erkenntnis, dass die bis dato gültige Orientierung verloren gegangen ist. Freies Reisen, wohin man möchte? Essen gehen, statt selber kochen? Menschen zusammenbringen? Wie war das noch: Wer im Hotel oder Restaurant lernt, findet immer und überall auf der Welt einen Job? Diese Branche hat ihr Geschäftsmodell an zwei Orientierungspunkten ausgerichtet, die (derzeit) keine Gültigkeit mehr haben: Der Mensch darf sein Heim zur Erfüllung bestimmter Bedürfnisse verlassen und andere, wie Hotels und Restaurants, dürfen ihn mit Obdach und Speisen versorgen. Und wer jetzt glaubt, das mit dem Virus wäre schnell vorbei: Wenn schon das Undenkbare passiert ist, dann sollte auch das Unmögliche noch in Betracht gezogen werden. Denn erstens wird es vermutlich noch lange dauern, bis wir uns wieder in einem Normalzustand befinden (in Abgrenzung zu dem jetzigen Ausnahmezustand) und zweitens wird es dann eine neue Normalität geben, mit neuen Orientierungspunkten. Aber welche werden das sein? Lässt man sich auf eine Wette ein, Single Cave statt Social Hub, neuer Abstand statt alte Gemütlichkeit?
Oder setzt man darauf, dass der Mensch wieder zurück in seine alten Muster fällt? Aber wann kommen die Gäste wieder? Welche werden das sein und wie viele? Was sind deren Wünsche und Bedürfnisse und was ist erlaubt? Solange sich aber noch alles dreht, bleibt nur defensiver Optimismus und die Strategie, sich an jenen verlässlichen Themen zu orientieren, die mit Sicherheit auch in Zukunft noch Bestand haben werden, wie Hygiene und Nachhaltigkeit und der Tatsache, dass der Gast zum Schlafen ein Bett brauchen wird. Und wer klug ist, sollte den aktuellen Wartestand dazu nutzen, mindestens bei diesen Themen seine Hausaufgaben zu machen.