Wie kommen Ihre Mitgliedsbetriebe am besten durch diese schwere Krise und wie kann die HGK sie dabei unterstützen?
Dr. Urban Uttenweiler: Unsere Mitgliedsbetriebe sind bisher gut durch die Krise gekommen. Das Entscheidende war, dass die HGK während der Corona-Pandemie nicht leergelaufen ist. Die Verbindlichkeiten unserer Mitglieder gegenüber ihren Lieferpartnern konnten von uns stets pünktlich und vollumfänglich beglichen werden. Die über uns abrechnenden Groß- und Fachhändler mussten sich zu keinem Zeitpunkt in den zurückliegenden Krisenmonaten Sorgen über mögliche Zahlungsausfälle machen. Im Gegenteil, wir haben hier Dank geerntet.
Umfragen von Verbänden zufolge ist ein großer Teil der gastgewerblichen Betriebe in der Krise existenzgefährdet. Wie sieht es bei den Mitgliedern der HGK aus?
Dr. Urban Uttenweiler: Wir mussten seit Mitte März bisher lediglich zwei Insolvenzen verzeichnen, können also zunächst – denn die Krise ist bei weitem nicht vorbei – sagen: Es ist bislang gut gegangen. Entscheidend ist, dass die zugesagten staatlichen Gelder auf die Konten der Unternehmer überwiesen werden. Das Software-Problem bei den Novemberhilfen ist eine Blamage für den Deutschen Staat. Sagen Sie einmal Ihrem Finanzamt, Sie können Ihre EkSt.-Erklärung nicht abgeben, weil Sie zu Hause gerade ein Software-Problem haben ….
Mit welchem Ergebnis rechnen Sie für das Geschäftsjahr 2020?
Dr. Urban Uttenweiler: Das Jahr ist gemessen an den äußert schwierigen Bedingungen glimpflich verlaufen. Wir konnten sogar während des Lockdowns noch größere Mitglieder mit mehreren Betrieben hinzugewinnen. Außerdem haben wir die Zeit genutzt, um neue Lösungen für unsere Mitgliedsbetriebe auf den Markt zu bringen.
Mit welchen Marktveränderungen rechnen Sie im weiteren Verlauf der Corona-Krise?
Dr. Urban Uttenweiler: Derzeit wird den Gastgebern ein explosiver Cocktail aus Nachfragerückgang, weiteren Umsatzverhinderungen durch staatliche Eingriffe und Kapazitätserweiterungen im Markt serviert. Zum Letzteren: Rund 900 Hotelprojekte sind in der Pipeline. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um neue Häuser. Gehen wir davon aus, dass rund ein Drittel dieser Projekte krisenbedingt gar nicht oder erst später realisiert werden, würden bis Ende 2023 dennoch mehr als 500 neue Hotels an den Start gehen – viele davon mit einer beträchtlichen Zimmerzahl und auch in mittelgroßen Städten, also nicht nur in den Metropolen der Republik. Das halte ich für eine massive Bedrohung und explosive Gemengelage, besonders für inhabergeführte Hotelbetriebe.
Eine maßgebliche Rolle spielt die Digitalisierung beim HGK-Future Day, den Sie 2020 erstmals ausgerichtet haben. Wie wollen Sie das Event in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Joachim Schütt: Wir haben den Fokus beim ersten HGK-Future Day auf gastbezogene Prozesse und das Thema Online-Vermarktung gelegt. Das werden wir sukzessive erweitern um Themen wie zum Beispiel ChefsCockpit, also um die Frage, wie steuere ich mein Unternehmen. Wesentlich ist dabei, die Unternehmer sukzessive zu entlasten, um ihnen möglichst viel Zeit für ihre wesentlichen Aufgaben als Gastgeber zu lassen.
Die HGK …
… hat den zentralregulierten Umsatz im Geschäftsjahr 2019 auf 465 Millionen Euro und die Bonusausschüttung auf 3,9 Millionen Euro gesteigert. Die Umsatzerlöse wuchsen gegenüber dem Jahr zuvor um 4,5 Prozent. Innerhalb der vergangenen vier Jahre schaffte die Genossenschaft gar ein Umsatzplus von 35 Prozent. Der Jahresgewinn vor Steuern stieg in diesem Zeitraum um 57 Prozent auf 2,2 Millionen Euro. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe wuchs erneut auf jetzt 3.041.