Excelsior Hotel Ernst, Köln
Zimmer: 137
Eröffnung: Mai 1863
Test: Januar 2020
Bezahlte Rate: 395,11 Euro exklusive Frühstück und ohne Kulturförderabgabe
Klassifizierung: 5-Sterne-Superior
Das Excelsior Hotel Ernst in Köln, Mitglied der Allianz „The Leading Hotels of the World”, gehört zu den letzten familiengeführten Luxushotels der Welt. Selbstbewusst gab es sich einst den Namenszusatz „Excelsior“, was auf lateinisch der „sehr Erhabene, Ausgezeichnete“ bedeutet. Und es nimmt für sich als Fünf-Sterne-Grandhotel in Anspruch, durch Innovationen stets zeitgemäß zu bleiben. Als Beispiel hierfür wird angeführt, Gästen bereits Zimmer mit privatem Bad geboten zu haben, als allein fließendes Wasser noch etwas Besonderes war. 2017 wurde ein Teil des Hauses vollständig saniert und wir wollten wissen, wie der Anspruch zeitgemäßer Innovation beim Bett umgesetzt wurde. Zeit für einen Besuch.
Buchung & Check-In
Die Buchung erfolgt über die hoteleigene Internetseite. Auf selbiger erfährt der Gast zwar von einem Angebot komfortabler Betten sowie einem Kissenmenü mit großer Auswahl, was aber in Summe nicht wirklich viel an Information ist. Bei der Buchung eines Zimmers in der Kategorie Grand Superior wird auch der Wunsch nach einem Nackenstützkissen geäußert. Beim Check-in vor Ort wird sogleich bestätigt, dass ein zusätzliches Kissen wie gewünscht auf dem Zimmer liegt und gefragt, ob noch weitere, das Bett betreffende Wünsche bestehen. Das ist sehr aufmerksam. Zudem findet sich auf dem Nachttisch – ohne danach in der Hotelmappe suchen zu müssen – eine Karte mit der Übersicht über das aus sechs unterschiedlichen Kissen bestehende Kissenmenü. Weitergehende Angebote, Zudecken in Überlänge zum Beispiel, gibt es aber nicht.
Ausstattung
Das Bett im Format 180×200 Zentimeter ist ein ästhetischer Genuss. Vier Kissen, davon zwei Zierkissen, stehen pro Liegeseite standardmäßig zur Verfügung und bilden, in dem hell gehaltenen Zimmer, mit Kopfteil und Tagesdecke ein in sich geschlossenes Ensemble. Die hochwertige, jacquardgewebte Bettwäsche ziert ein Muster aus Lilien. Auch sonst legt das Haus Wert auf Details und nützliche Hilfen für die Nacht. So wurde in den Schubladen der Nachttische die Bedienung der Lichtanlage für das Zimmer integriert und durch Verwendung von Blaulicht in der Bedienungsanlage dafür gesorgt, diese auch im Dunkeln leicht bedienen zu können. Ebenso ist wandseitig links und rechts vom Bett ein bodentiefes Nachtlicht vorhanden, um in der Nacht Orientierung zu bieten. Die Füllung der zwei pro Liegeseite zu Verfügungen stehenden Kissen im Format 60×80 Zentimeter besteht aus 85 Prozent Federn sowie 15 Prozent Daunen von der Gans, die 135×200 Zentimeter messende Daunen-Kassettendecke wiederum hat eine 80-prozentige Daunen- und 20-prozentige Federfüllung, ebenfalls von der Gans. Das zusätzlich bestellte Nackenstützkissen im Format 40×80 Zentimeter weist eine Füllung aus nudelförmigen Schaumfäden auf. Unter dem Bettlaken wird dem Gast ein Topper in 180x200x6 Zentimeter aus Schaum geboten, der zusätzlich noch einen gepolsterten Bezug aufweist, was zusammen mit den zwei zirka 21 Zentimeter hohen Federkernmatratzen im Format 90×200 Zentimeter für ordentlich Volumen sorgt. Die Matratze selbst wird von einem sechsseitigen Hygieneschutzbezug aus Baumwolle mit Polyurethanmembran umgeben, womit eine gewisse Dampfdurchlässigkeit gewährleistet sein sollte. Die Matratzen wiederum ruhen auf einem schlichten, mit Sprungfedern gepolstertem und mit Hussen versehenem Untergestell. Das Bett weist zwar eine üppige wie wertige Ausstattung auf, aber nicht in allen Bereichen Luxus. Zudem bleibt es unter den Möglichkeiten, da zum Beispiel weder Überlänge noch Annehmlichkeiten wie verstellbare Liegeflächen geboten werden.
Schlafkomfort
Mit einer komfortablen Bettkante von gemessenen 65 Zentimeter Höhe und einer Polsterung von satten 27 Zentimetern erwartet den Gast im Bett ein wolkiges Liegegefühl. Ein mittlerer Festigkeitsgrad aus der Kombination von Topper und Matratze ermöglicht eine gute Seiten- wie Rückenlage, die dem Körper Halt, Schulter und Becken außerdem genügend Raum zum Einsinken bietet. Durch das Kissenmenü steht, zusammen mit den Standardkissen, ein hinreichendes Angebot zur Verfügung, auch wenn das zusätzlich gelieferte Kissen nicht unbedingt den Vorstellungen bezüglich eines Nackenstützkissens entspricht. Da fehlt die orthopädische Formung. Die verwendeten Materialien sowie die Tatsache, dass der Hygieneschutzbezug (der auch bei Membran-Funktion oft genug für einen Wärmestau sorgen kann) zwischen Topper und Matratze zum Einsatz kommt, schaffen ein angenehmes Schlafklima ohne Schwitz-Effekt. Die Klimaanlage ist einfach zu bedienen und erweist sich als völlig unproblematisch.
Hygiene
Sämtliche getestete Komponenten des Bettes sind makellos. Flecke oder Haare sind selbst bei intensiver Suche nicht zu finden. Lediglich Topper und Hygieneschutzbezug hatten (wie so oft) erhöhte Werte, jedoch noch deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Wäre der Hygieneschutzbezug über dem Topper, wäre er zwar auch sauberer, da ebenfalls geschützt, was sich dann jedoch durch einen möglichen Wärmestau negativ auf den Schlafkomfort auswirken könnte. Eine Abwägung, die pro Gast entschieden wurde und vertretbar ist. Denn in Summe kann das Excelsior Hotel Ernst, trotz dieser Ausreißer, mit einer Einordnung in die Hygieneklasse 1 (Hygieneindex 1.000) zu den saubersten der bisher über 50 getesteten Hotels gezählt werden.
Check-Out
Bereits bei der Aufbettung wird dem Gast, nebst Stift und Umschlag, eine Karte auf das Kopfkissen gelegt, um sich nach dessen Meinung und Kritik zu erkundigen. Beim Check-out fragt das Hotel gezielt nach der Zufriedenheit – sowohl betreffend des extra bestellten Kissens als auch der Nachtruhe insgesamt. In der per Mail, wie heute meistens üblich, zusätzlich nachgereichten Gästebefragung findet das Bett jedoch keine Erwähnung mehr, was schade ist. Denn die Wahrscheinlichkeit, dieses genutzt zu haben und darüber berichten zu können, ist höher, als die Sache mit Fitnessraum & Co.
Das sagt das Hotel:
Die dem Hotel eingereichten Fragen wurden unverzüglich vom zuständigen Mitarbeiter für Marketing & Communications nicht nur schriftlich beantwortet, sondern in einem Telefonat auch bereitwillig vertieft. Dabei zeigte sich das Hotel offen und interessiert an jeglicher Kritik. Bei Auswahl und Zusammenstellung des Bettes habe man sich beraten lassen und der Optik viel Bedeutung beigemessen. Beim Housekeeping legt das Hotel viel Wert auf die jahre- bis jahrzehntelange Erfahrung der hauseigenen Mitarbeiter und setzt auf ein Betten-Management-System, das Pflege und Reinigung steuert und dokumentiert. Anregungen der in dem Gespräch bereits kommunizierten Testergebnisse nimmt das Haus dankbar auf. Sie sollen künftig Berücksichtigung finden.
Fazit:
In Zeiten von Corona und geschlossenen Hotels erscheint ein HOTEL-BETTEN-TEST schlichtweg überflüssig. Im Januar getestet, als Corona nur als mexikanische Biersorte bekannt war und Wuhan maximal für ein für scharfes, trockenes Nudelgericht stand, lag der Fokus auf einer Überprüfung mit Blick auf Anspruch, Erwartung und Wirklichkeit beim HOTEL-BETT. Mittlerweile gibt es in Deutschland faktisch keine Gäste, keine Ansprüche und keine Erwartung mehr. Jetzt, und für unbestimmte Zeit. Aber die Gäste kommen wieder, auch wenn die Welt dann eine andere sein wird – und in dieser wird Hygiene eine ganz neue Rolle spielen. Deshalb ist es bereits heute wichtig zu wissen, dass es Hotels gibt, die in Hygiene keine Nachhilfe mehr benötigen, gerade was das Bett anbelangt, jener Ort, mit dem der Gast den intensivsten, weil auch längsten Kontakt hat. Hier vermag das Excelsior Hotel Ernst in Köln zu glänzen wie nur wenige. Ein so vorbildlich gepflegtes und sauberes Hotel-Bett beruhigt ungemein und vermittelt das Gefühl von Sicherheit und Schutz. Hier ist sogar die Toilettenbrille sauberer, als in vielen anderen Sterne-Hotels das Glas zum Zähneputzen. Daher gibt es hier die Höchstpunktzahl und, da diese Hygiene kein Zufall ist, sondern auch das Ergebnis sich persönlich verantwortlich fühlender Mitarbeiter und eines Betten-Management-Systems, den Sonderpunkt „Clean Sleeping“. Insgesamt wird dem Bett sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, mit viel Liebe zum Detail, wie dem Gute-Nacht-Gruß mit einem Zitat von Arthur Schopenhauer auf einer schönen Karte, die dem Gast samt einer Flasche Wasser für die Nacht bei der Aufbettung auf seinen Nachttisch gestellt wird. Hier hat man sich Gedanken gemacht. Weniger Gedanken hat man sich leider beim Komfort gemacht, der zwar gut ist, aber dem es an Innovation mangelt. Es soll dem Hotel kein Vorwurf gemacht werden, denn es hatte sich extra von seinen Lieferanten beraten lassen. Doch dabei lag der Fokus zu sehr auf der Optik, was bei Lieferanten aus dem Segment Stoffe und Polstermöbel nur zu verständlich ist. Aber ein Blick unter das Bett zeigt den Mangel an Inspiration, da ginge mehr. Nur muss man das auch wissen, um es dann auch umsetzen zu können. Für den Anspruch, bei den Innovationen zeitgemäß zu bleiben, um seine Gäste damit zu begeistern, ist das zu wenig. Statt einer simplen, um nicht zu sagen sparsamen Standartunterfederung hätte man hier in moderne Technik investieren können. Die sieht man natürlich nicht, aber der Gast spürt sie. Das ist etwas, worauf es neben dem Visuellen auch ankommt, vor allem beim Bett. Denn nachts, wenn unsere Augen geschlossen sind, bleibt nur, was unser Körper fühlt. Diese Kritik ist marginal, und dennoch Grundlage für künftige Verbesserungen, um dem Anspruch der sich aus „Excelsior“ ableitet auch beim Bett gerecht zu werden.
Wer sich dem Zentrum von Köln nähert, der kommt am Dom nicht vorbei. Dessen Türme strecken sich gen Himmel, um die Anbetung, die sich seit jeher nach oben richtet, zu unterstützen. Je höher, desto näher dem Himmel, jenem Ort der religiösen Lokalisierung des Überirdischen. Gleich nebenan, in direkter Nachbarschaft, das hier getestete Hotel. Eher unscheinbar liegt es neben der Domplatte und wer es nicht kennt, wird es vermutlich sogar übersehen. Aber auch hier streckt man sich gen Himmel, auch wenn man das von außen nicht sogleich sehen kann. Mit dem getesteten Angebot beim Bett ist das Excelsior Hotel Ernst, so das Fazit von Schlafen Spezial, dem Himmel bereits ganz nah, hätte aber auch noch etwas Luft nach oben.
Empfehlung:
Nichts falsch gemacht, aber noch nicht alle Register gezogen. So könnten die Reinigungszyklen für Topper und Hygieneschutzbezug noch weiter verkürzt werden. Der Bezug der Matratze weist keinen Reißverschluß auf, womit sich Bezug und Matratzenkern nur bedingt richtig reinigen lassen, was mit der Dauer der Nutzung irgendwann relevant wird. Beim Bett selbst könnte bei künftigen Neuanschaffungen hinsichtlich Komfort an Überlängen und verstellbare Liegeflächen gedacht werden, um Gästen und deren Bedürfnissen noch näher zu kommen. Und wer ein exzellentes Betten-Angebot hat, sollte seine Gäste auch wissen lassen, was diese erwarten dürfen.
Der HOTEL-BETTEN-TEST
Der Test besteht aus 80 Kriterien, die zu folgenden Fragestellungen erhoben werden (die Zahlen in Klammern geben die Gewichtung wieder):
- Buchung & Check-in (5%) – Werden Gäste vor der Anreise nach ihren Wünschen zum Bett befragt und wie werden sie berücksichtigt?
- Ausstattung (20%) – Was wird dem Gast tatsächlich geboten?
- Liegekomfort (30%) – Wie weit kommt die Bettausstattung dem allgemeinen wie individuellen Liegebedürfnis des Gastes entgegen?
- Hygiene (40%) – Wie sauber ist es im Hotel-Bett?
- Gästebefragung & Check-out (5%) – Werden die spezifischen Erfahrungen des Gastes mit seinem Bett bei oder nach Abreise erfasst?
Die Tests werden ohne Ankündigung durchgeführt, jedes Hotel bekommt aber nach dem Test einen Fragebogen, um einzelne Ergebnisse kommentieren zu können. In der Gesamtbewertung werden maximal 5 Punkte vergeben. Sonderpunkte gibt es für
- Green-Sleeping für besonders gesunde, ökologische bzw. nachhaltige Bettausstattungen
- Smart-Sleeping bei einer Bettausstattung, die sich in Teilen oder ganz dem individuellen Liegebedürfnis des Gastes anpasst
- Clean-Sleeping wenn umfassende Pflege- und Hygienemaßnahmen dauerhafte Sauberkeit sicherstellen können
Verantwortlich für den HOTEL-BETTEN-TEST ist Jens Rosenbaum, u.a. Verleger des Magazins Schlafen Spezial, Journalist, Fachbuchautor und beratend tätig für Handel und Industrie: www.schlafenspezial.de