„Wir wollen Marktführer für E-Mobilität in der Hotellerie werden“

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„Wir wollen Marktführer für E-Mobilität in der Hotellerie werden“

Constantin Schwaab ist Gründer und Geschäftsführer der Wirelane GmbH, die sich umfassend mit Elektromobilität auseinandersetzt und ihre Dienste auch der Hotellerie zur Verfügung stellt. Cost & Logis sprach mit ihm über sein Angebot, Voraussetzungen in der Hotellerie, staatliche Förderung, seine Ziele und die Entwicklung von E-Fahrzeugen in Deutschland.    

Herr Schwaab, wie kommen Wirelane und die Hotellerie zusammen?

Wir beschäftigen uns ganz allgemein mit dem Wandel von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen, Fahrzeuge werden künftig mit Batterien betrieben, nicht mehr mit Benzin. Die Hotellerie ist erstmal eine von vielen Industrien, die von diesem Prozess betroffen ist. Auf jeden Immobilieneigentümer, der Publikumsverkehr hat – darunter besonders solche in der Hotellerie – kommen angesichts dessen große Aufgaben zu. Kunden erwarten, ihre E-Fahrzeuge vor Ort laden zu können, die sogenannte „Reichweitenangst“ ist zu einem geläufigen Begriff geworden. Die Hotellerie ist nun in der glücklichen Situation, dass die Gäste über Nacht verweilen und damit genug Zeit bleibt, die Fahrzeuge aufzuladen – vorausgesetzt, das Hotel kann genügend Parkplätze anbieten. 

Sollten Hoteliers ihren Gästen diese Leistung in Rechnung stellen?

Für das Laden eines großen Fahrzeugs fallen bis zu hundert Kilowattstunden an. Das entspricht je nach Stromtarif rund 30 Euro pro Fahrzeug pro Nacht (Anmerkung: 100kWh x 0,30Ct/kWh = 30 EUR). In Anbetracht der ohnehin recht dünnen Margen in der Branche, sollte der Hotelier diese Kosten seinen Gästen auf jeden Fall in Rechnung stellen. Die Abrechnung von Strom in Deutschland unterliegt dem Eichrecht. Die Strommenge muss gemessen, der Verbrauch abgerechnet werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, es wird in der Ladesäule abgerechnet, dabei spricht man vom sogenannten Peer-to-Peer-Payment. Bezahlt wird dann zum Beispiel via Kreditkarte, Google Pay oder Apple Pay. Oder aber der Strom wird über eine Software-Schnittstelle in das Property Management System des Hotels eingebucht. Hier ist dann darauf zu achten, dass die Mehrwertsteuer korrekt ausgewiesen wird.

Welche Voraussetzungen muss ein Hotel noch mitbringen, um das System nutzen zu können?

Die elektrische Infrastruktur ist in industrialisierten Ländern durchgehend vorhanden, daran scheitert es also nicht. Ein Hotel könnte sich aber irgendwann mit dem Problem konfrontiert sehen, dass die Zahl der Fahrzeuge zu groß wird, um sie alle gleichzeitig mit voller Leistung aufladen zu können, man spricht hier vom Gleichzeitigkeitsfaktor 1. Wir haben uns darüber eine Menge Gedanken gemacht und ermöglichen mittels unserer Technologie die Infrastruktur derart zu gestalten, dass die Ladesäulen miteinander kommunizieren können. Auf diese Weise wird austariert, welche der Säulen wann wieviel Strom abgibt, ohne dass dabei ein Netzanschluss jemals überlastet wird. Weil die Fahrzeuge in der Hotelgarage die ganze Nacht stehen, ist das ohne Weiteres möglich.     

Können die Hoteliers staatliche Förderung für das Thema in Anspruch nehmen?

Die Bundesregierung hat ein Klimaschutz-Paket beschlossen. Demnach soll es bis 2030 deutschlandweit eine Millionen Ladestationen geben. Elektromobilität steht bei den Klimaschutz-Maßnahmen ganz weit oben. Das Thema gilt als einer der Eckpfeiler für die Dekarbonisierung der EU mit dem Ziel, Klimaneutralität auf dem Kontinent herzustellen. Auf Bundes-, Landes- sowie auf regionaler und europäischer Ebene gibt es zahlreiche Fördermaßnahmen. Die Finanzmittel sind also vorhanden. Die Beantragung ist nicht ganz unkompliziert, aber Teil unserer Dienstleistung. Als Fullservice-Provider können wir den Hoteliers die gesamte Aufgabe abnehmen. Wir prüfen für die Betriebe, ob sie förderberechtigt sind, darüber hinaus klären wir die Anschlussleistung, die technischen Voraussetzungen, unterstützen bei der Installation und führen diese auch vor Ort durch. Außerdem kümmern wir uns um die Software, die Abrechnungs-Technologie sowie den Betrieb der Ladeinfrastruktur, sodass aus der Ladestation ein Profit Center wird und mit jeder Station Gewinn erwirtschaftet werden kann. 

Inwieweit ist Elektromobilität in der Hotellerie angekommen?

Mobilität und Nachhaltigkeit sind in der Branche mittlerweile absolute Fokusthemen. Insofern entspricht unser Angebot sicherlich dem Zeitgeist. Wir erkennen jedoch noch viel Informationsbedarf bei der konkreten Umsetzung von Projekten. 

Welches Marktpotenzial erkennen Sie in der Branche?

Wir sehen ein Potenzial von rund 12.000 Hotels. In einem ersten Schritt wenden wir uns an rund tausend Häuser, an unseren engeren Zielkundenkreis in Deutschland. Besonders unabhängige, mittelständische Betriebe sind dankbare Kunden. Sie können schnell entscheiden, weil Eigentümer und Betreiber oft identisch sind. Hotelketten sind für uns selbstverständlich ebenso interessant, brauchen angesichts oft langwieriger Ausschreibungsverfahren aber meist länger für die Umsetzung. 

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Wir wollen Marktführer für Elektromobilität in der Hotellerie werden und Wirelane zum Standard der Branche machen. 

Wie sind Sie auf die Idee Wirelane gekommen?

Ich fahre seit rund sieben Jahren elektrisch und habe als Nutzer gemerkt, dass das Thema noch nicht zu Ende gedacht ist – besonders, was die Infrastruktur betrifft. Dazu kommt, dass ich mich schon immer intensiv mit Soft- und Hardware beschäftigt habe. Und so war die Initialzündung nur noch einen Funken entfernt. 

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland im internationalen Vergleich ein?

Deutschland ist die wirtschaftliche Nummer 1 in Europa, hinkt aber in Sachen Elektromobilität hinterher. Deutsche sind grundsätzlich zurückhaltend gegenüber Neuem. Nehmen Sie das Gegenbeispiel Norwegen: Dort ist jedes zweite verkaufte Fahrzeug elektrisch betrieben. Das sind also 50 Prozent. Hierzulande sind es nicht mal zwei Prozent. Wenn sich das Dickschiff Deutschland aber erst mal in Gang setzt, gerät viel Masse in Bewegung. Keine Frage: Unser Heimatmarkt ist für Elektromobilität ein schlafender Riese.    

Constantin Schwaab… 

… ist Serial Entrepreneur und CEO der Wirelane GmbH, die sich auf Elektromobilitäts-Lösungen konzentriert. Zuvor war er Gründer und CEO von kinoheld, einer marktführenden Plattform für Kinokarten, die von einem weltweit führenden Anbieter von Live -Entertainment, der deutschen CTS Eventim AG, übernommen wurde. Davor gründete er den PV-Anlagenentwickler Plain-Energy und war deren geschäftsführender Gesellschafter. 

Schwaab studierte Politikwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, der Uni Mail in Genf und der UB in Barcelona.

Wirelane

… ist Full Service Provider für Elektromobilität. Das 2016 gegründete Unternehmen macht das Aufladen von Elektrofahrzeugen einfach und überall verfügbar. Ein 30-köpfiges Team entwickelt Ladestationen für Elektroautos, die dazugehörige Backend-Software und Applikationen für die Mobilitäts-Bedürfnisse von morgen. Die Produkte sind auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Städten und Gemeinden sowie von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zugeschnitten. Zum Kundenkreis gehören Konzerne wie BMW, VW, Vattenfall, Bouygues und Betriebe aus der Tourismusbranche sowie Kommunen. www.wirelane.com