Die Rolf Krebs GmbH gehört zu den großen textilen Inneneinrichtern Deutschlands. Cost & Logis besuchte Carsten Krebs: Im Interview nimmt der Firmenchef Stellung zu aktuellen Einrichtungstrends, zur Bedeutung der Hotellerie für sein Business und zu internationalen Absatzmärkten.
Herr Krebs, viele neue Konzepte und Marken drängen auf den Hotelmarkt. Die Tendenz zur offenen Lobby und das Bemühen, mehr Wohn- und Gemütlichkeit einziehen zu lassen, ist unverkennbar. Wie beobachten Sie diese Entwicklung als Einrichter?
Eine Öffnung, besonders in den öffentlichen Bereichen von Hotels, ist nicht zu übersehen. Solche Flächen bekommen eine wesentliche größere Wertschätzung als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Verbunden mit dem Versuch, jüngere Kundengruppen anzuziehen – ob wir sie nun als Millennials bezeichnen, was momentan ja äußerst populär ist – oder nicht. Ich spreche über die Integration von Lobby, Restaurant und Wartebereich, den es im engen Sinne ja gar nicht mehr gibt und darüber, dass die Gästezimmer in den Hotels vieler neuer Marken in der Tendenz kleiner werden. Auf einer Fläche, auf der früher 200 Zimmer entstanden, sind es heute auch schon mal 400 oder gar 600. Diese schönen, aber kleineren Zimmer sind weniger dafür ausgelegt, dass sich die Gäste darin länger aufhalten. Ihre Zeit verbringen sie stattdessen in einer Lobby mit Wohnzimmer-Charakter und Zu-Hause-Feeling. Bei vielen Hoteliers hat ein Umdenken eingesetzt: Sie betrachten den öffentlichen Bereich des Hauses nicht länger als unwirtschaftlichen Platzverschwender, sondern vielmehr als Herz des Hauses, als Ort, an dem sich Geld verdienen lässt.
Inwieweit hat diese Entwicklung Ihrer Ansicht nach zu tun mit dem Aufkommen von Privatunterkünften, die über mächtige Portale vermarktet werden?
Der Trend zu mehr Wohnlichkeit in den öffentlichen Bereichen eines Hotels hat eingesetzt, bevor Player wie Airbnb aufkamen. Ich denke, dass die Entwicklung mehr aus der Hotellerie selbst heraus kommt und weniger extern beeinflusst ist.
Wo geht es in den kommenden Jahren in der Hoteleinrichtung hin? Welche Strömung machen Sie aus?
Ich beobachte mehr Mut zur Farbe. Ausgelöst durch die Finanzkrise dominierte im gesamten Bereich Design/Inneneinrichtung jahrelang Sicherheit: Immer vorsichtig, alles Ton in Ton, überwiegend grau. Ich habe darin eine gewisse Art von Mutlosigkeit erkannt. Dieser Trend zum sehr Zurückgenommenen war umfassend und zeigte sich überall. Seit ein bis zwei Jahren kommen auch mal wieder Muster in Frage – sei es ein Karo, seien es Streifen. Die Zeit der Monotonie ist vorbei. Die Farbe kommt so langsam zurück.
Welche Bedeutung besitzt die Hotellerie für Ihr Business?
Der Anteil des Geschäfts, den wir in der Hotellerie generieren, ist nach wie vor steigend. Tourismus ist ein Wachstumsmarkt. Das hat auch Einfluss auf unsere Ausrichtung. Großes Potenzial erkenne ich vor allem in der deutschen Ferienhotellerie, wo das Potenzial meiner Ansicht nach noch längst nicht ausgeschöpft ist. Neue Markenanbieter haben in Aussicht gestellt, den Markt revolutionieren zu wollen. Meiner Einschätzung nach stehen die Chancen, das in die Tat umzusetzen, nicht schlecht.
Sie sind längst auch jenseits deutscher Grenzen tätig und bieten Ihre Produkte international an. Wie wichtig ist Deutschland für Ihr Business?
Deutschland ist nach wie vor unser größter Markt, macht immer noch fast 50 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Das ist ohne Zweifel unsere Basis und wird es auch bleiben.
Welche sind die Märkte der Zukunft?
Das ist nicht leicht zu beantworten. Angesichts der Tatsache, dass globale Hotelgesellschaften vor allem im Mittleren Osten und in Afrika investieren, sehe ich in diesen Regionen aber auch für uns eine Menge Potenzial. Zumal die genannten Hotelgruppen ihre europäischen Lieferanten allein schon deshalb mitnehmen, weil es gerade in vielen afrikanischen Ländern noch gar keine gewachsene Infrastruktur in der Hotelversorgung gibt. Das spielt Unternehmen wie uns natürlich in die Karten.
Konzentriert sich das Engagement im Mittleren Osten weitgehend auf Dubai?
Sicher ist Dubai der Hotspot, an dem mittlerweile so gut wie alle großen Hotelkonzerne mit teilweise mehreren Marken vertreten sind. Die erste Welle der Projektentwicklung ist dort ja bereits weitgehend abgeschlossen. Ich beobachte im Hotelbereich zurzeit aber auch eine dynamische Entwicklung in Ländern wie zum Beispiel Saudi Arabien.
Zur Person
Carsten Krebs wuchs parallel zum Textilbusiness auf – die Rolf Krebs GmbH startete wenige Wochen vor seiner Geburt. Seit 1999, nach seinem Studium und Tätigkeiten in Asien, führt er die Geschäfte der Rolf Krebs GmbH und entwickelte das Familienunternehmen während dieser Zeit zum europäischen Marktführer für textile Hoteleinrichtungen.
Zum Unternehmen
Die Rolf Krebs GmbH entwickelt, produziert und installiert Einrichtungen mit dem Schwerpunkt Wohntextilien für den Hotelbereich. Besonderheit ist die hohe Fertigungstiefe: Aufgrund eigener Textilherstellung, Näherei und Montage lassen sich spezielle Kundenwünsche realisieren und dank kurzer Reaktionszeiten Kosten sparen.