„Das Prinzip One size fits all gilt nicht mehr“

„Das Prinzip One size fits all gilt nicht mehr“

Beim dritten „Redebedarf“ von Quality Reservations (QR) drehten sich alles um Megatrends. Rund 150 Hoteliers folgten der Einladung des Beratungs- und Vertriebsunternehmens QR nach Frankfurt. Die Veranstaltung brachte führende Experten und Innovatoren zusammen, um die Herausforderungen und Chancen zu erörtern, die mit diesen Trends verbunden sind. Die Vorträge und eine Diskussionsrunde vereinten Zukunftsperspektiven und praxisnahe Einblicke in die Hotellerie und den Tourismus.

Die zentrale Erkenntnis des Tages: Die Zukunft ist jetzt.
Die Hotellerie hat dies erkannt und ergreift aktiv die Chancen, die sich durch die Megatrends bieten. Dabei gilt: Nicht jeder Megatrend ist für jedes Hotel gleichermaßen relevant. Es ist entscheidend, Klarheit zu schaffen und maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Die Entwicklung wird technologiegetrieben sein, wobei das Alleinstellungsmerkmal (USP) bei den Mitarbeitern liegt. Nachhaltigkeit spielt immer eine zentrale Rolle und trifft auf die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz (KI) bietet. Auch New Work und Mobilität verändern die Geschäftsreise nachhaltig.

QR-Geschäftsführerin Carolin Brauer (Foto) brachte es auf den Punkt: „Das Prinzip ‚One size fits all‘ gilt nicht mehr. Die Hotels, die auch künftig erfolgreich sein werden, sind die, die ihre eigene Strategie auf Basis der miteinander verbundenen Megatrends entwickeln und umsetzen. Die Grundlage bilden Nachhaltigkeit und Technologie, um sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende attraktiv zu bleiben und Ertrag zu erwirtschaften.“

QR Megatrend-Map

Aus den 12 Megatrends, die auf umfassenden Forschungen des Zukunftsinstituts basieren, hat QR acht herausgefiltert, die für die Hotellerie besonders relevant sind: Konnektivität, Individualisierung, Silver Society, Gesundheit, New Work, Mobilität, Globalisierung, Sicherheit und Neo-Ökologie. Diese Trends üben einen überwiegend positiven Einfluss auf die Branche aus. Anhand der „Megatrend-Map“ erläuterte QR die einzelnen Trends und befragte anschließend Branchenakteure in einer Podiumsdiskussion zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen.

Konnektivität und Individualisierung

Ein zentraler Megatrend ist die Konnektivität, die durch fortschrittliche Technologien und Digitalisierung vorangetrieben wird. Viele Hoteliers haben bereits signifikante Fortschritte in diesem Bereich erzielt, was zu einer verbesserten Kommunikation und einem effizienteren Service führt. Kai Gehrmann, Vizepräsident Franchise bei der Steigenberger Hotel AG, erläuterte, wie die Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft H World eine digitale Transformation ermöglicht, die den Gästen ein nahtloses Erlebnis bietet. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Digital and Tech Company“ und setzt auf innovative digitale Lösungen für seine 10.300 Hotels weltweit, um effizienter zu arbeiten, Mitarbeiter zu entlasten und mehr Service am Gast zu bieten.

Ein weiterer bedeutender Trend ist die Individualisierung. Diese Entwicklung spiegelt sich in den vielfältigen Reisewünschen der Gäste wider, sei es bei Single-Reisen, Familienurlauben oder Angeboten für aktive, reisebegeisterte und gesundheitsbewusste Senioren – die am stärksten wachsende demografische Gruppe. Anett Strobel, Geschäftsführerin des First Inn Zwickau, betonte die Bedeutung einer präzisen Analyse der Arbeitsprozesse und Gästewünsche, um individuell passende Lösungen zu finden. Um neue Gästegruppen für Zwickau zu erschließen, sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Hotel, Stadt und Tourismusverband erforderlich.

Für Stephan Hein, General Manager des Berliner Hotels Telegraphenamt, beschreibt die Individualisierung genau das, was Gäste von einem Luxusboutiquehotel erwarten. Die Voraussetzung für einen angenehmen Aufenthalt sei ein hoch motiviertes und serviceorientiertes Team – auch im Sales & Marketing. Die Rekrutierung und Bindung dieser Mitarbeiter sei jedoch eine der größten Herausforderungen.

New Work und Mobilität

Weitere Themen der Diskussion befassten sich mit New Work und Mobilität. Corinna Döpken, Expertin für Business Travel & Mobility, erläuterte den Unterschied zwischen Workation und Bleisure Travel. Ihrer Einschätzung nach liegt das größere Potenzial für Hotels im Bereich Bleisure Travel, also der Verlängerung der Dienstreise. Als Anforderungen für eine Workation, also das Arbeiten an der Urlaubsdestination, nannte sie unter anderem einen funktionalen Arbeitsplatz, schnelles WLAN und eine solide Infrastruktur. Ihrer Ansicht nach bieten Apartmenthotelsbesonders gute Rahmenbedingungen. Insbesondere das produzierende Gewerbe und die Hotellerie können ihren Mitarbeitenden jedoch nur begrenzt Homeoffice oder Workation ermöglichen. Ihre Empfehlung an diese Unternehmen lautet: „Workation ins Unternehmen holen.“

Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die TUI bietet ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, remote zu arbeiten, wie Frieder Olfe erklärte. Außerdem wurde der Firmensitz in Hannover zu einem Campus umgestaltet, was Teil der ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie der TUI ist. Als Head of Sustainable Tech bei der TUI ist Frieder Olfe dafür verantwortlich, den ökologischen und sozialen Fußabdruck der IT zu verringern und Technologie sowie Daten für die nachhaltige Transformation des Unternehmens zu nutzen. Als Beispiele nannte er die Flugroutenoptimierung, effiziente Flugzeuge und KI-gesteuerte Prozesse, etwa beim Lebensmitteleinkauf. Für das Monitoring und die Steuerung hat die TUI eine datengetriebene Erfassung der Maßnahmen mit über 100 KPIs implementiert.

Jochen Rathei, Direktor bei DER Business Solutions, bestätigte, dass Nachhaltigkeit heute eine der wichtigsten Fragen im Bereich Business Travel sei. Der CO2-Verbrauch pro Übernachtung werde zunehmend zum Entscheidungskriterium für oder gegen ein Hotel. Gleichzeitig mache die Vielzahl an Umweltzertifikaten es schwierig, den Überblick zu behalten. Die Digitalisierung sei jedoch im Aufschwung, und die Erwartungen im Business Travel würden zunehmend auch den Bereich MICE (Meetings, Incentives, Conferences, Events) umfassen. Firmenkunden erwarteten heute einen nahtlosen „End-to-End-to-Archiving“-Prozess bei der Veranstaltungsbuchung. „Es ist entscheidend, dass wir die Buchungserfahrung unserer Kunden optimieren und gleichzeitig ihre administrativen Anforderungen erfüllen“, sagte Rathei.

Sicherheit 

Aus Sicht von Tobias Warnecke, Geschäftsführer des Hotelverbandes IHA, kann Datenschutz ein USP werden und die Hotels eine Qualitätsführerschaft erreichen. Voraussetzung dafür seien eine robuste Infrastruktur und sichere Systeme. Er setzt auf Konnektivität und KI: „Geopolitische Unsicherheit, steigende Kosten, fehlende Fachkräfte, sich schnell verändernde Gäste- und Mitarbeiteransprüche sowie der immer stärker werdende Wunsch nach Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit, Vernetzung und Individualisierung haben in den letzten Jahren zu enormen Anpassungen der Infrastrukturen und der Geschäftsprozesse in der Hotellerie geführt. Die Digitalisierung und Automatisierung, insbesondere durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, bieten hier enorme Potenziale, um nachhaltig und langfristig erfolgreich zu bleiben.“

KI als Sparringpartner

Zum Abschluss motivierte Top-Speaker Collin Croome die Teilnehmer, neue Technologien auszuprobieren: „KI ist ein Sparringpartner. Sie spart Zeit, ist rund um die Uhr verfügbar und wird immer leistungsfähiger.“ Aus seiner Sicht steigert die aktive Nutzung von Künstlicher Intelligenz nicht nur die Effizienz und Produktivität in der Hotellerie, sondern Metavers, AR, VR und Spatial Computing eröffnen auch neue Dimensionen für einzigartige Gästeerlebnisse. Zum Abschluss präsentierte er die Apple Vision Pro, die digitale Inhalte nahtlos mit der realen Umgebung verknüpft. Dieses räumliche Computing läutet eine neue Ära ein, wie Menschen arbeiten, sich verbinden, Filme ansehen, spielen und mit einer 3D-Kamera Rundum-Panoramen erstellen können.

Fazit

Der „Redebedarf – Megatrends erfolgreich nutzen“ verdeutlichte, dass Megatrends wie Konnektivität, Individualisierung, New Work und Nachhaltigkeit entscheidend sind für die zukünftige Entwicklung der Hotellerie. Technologische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen gilt es gezielt zu nutzen und individuell auf die Bedürfnisse des eigenen Unternehmens abstimmen, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Das Schlusswort von Carolin Brauer: „Beim dritten ‚Redebedarf‘ ging es um Veränderungen, die langfristig sind und auf die es sich einzustellen gilt. Wie alles, bringen auch Megatrends Chancen und Herausforderungen für eine Branche, deren Gäste, Partner und Zulieferer anspruchsvoll sind und sich selbst im Wandel befindet. Fest steht: die Zukunft ist jetzt und die Hotellerie agiert bereits entsprechend.“