Auch Masse kann Klasse

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Auch Masse kann Klasse

Wird von großen deutschen Hotel-Marken gesprochen, sind es zumeist die hinlänglich bekannten wie Dorint, Lindner, Maritim oder Steigenberger, auch wenn nicht mehr alle in deutscher Hand sind. In dieser Aufzählung fehlen jedoch nicht zuletzt die Hotels im Europa Park in Rust. Dort befinden sich zwar alle Häuser an einem Standort, aber gemäß Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist es mit fast 6.000 Betten der größte Hotelstandort in Deutschland und auch Deutschlands größter privater Hotelbetreiber an einem Ort. Die Inhaberfamilie Mack, 2020 mit dem „Hotelier des Jahres“ ausgezeichnet, bietet dort ein breit gefächertes Hotelangebot. Unter anderem auch Suiten jenseits der Eintausend-Euro-Marke. Die Redaktion von Schlafen Spezial wollte wissen, ob so viel Masse auch Klasse kann und ob sich das Leistungsangebot bei der Suite nur über die vorhandene Zimmerfläche und etwas Ausstattung definiert, oder diese Preise, die ja nicht von schlechten Eltern sind, auch im Bett ihren Niederschlag finden.

Buchung & Check-in

Die Buchung erfolgt wie immer ohne die Nutzung eines OTAs. Gebucht wurde eine Royal Suite. Auf den Interseiten selbst gibt es leider keine Information zum Bettenangebot, außer der Zahl der Schlafplätze, was sehr schade ist. Dafür wird der Gast beim Check-in persönlich auf das Zimmer geleitet. Mehr Information zu den Betten wären aber gerade vor dem Hintergrund des Preises erwartbar gewesen, zumal reichlich Auswahl geboten wird. So gibt es ein umfassendes Kissenmenü und auch Artikel für Allergiker, wie Kissen und Bettdecken. Nur erfährt man als Gast leider nichts davon. Gleichwohl wurde per Mail und Freitext vor Anreise ein zusätzliches Nackenstützkissen angefragt.

Ausstattung

Bei der Suite handelt es sich um eine Maisonette mit zwei Schlafzimmern sowie im Flur einem zusätzlichen Etagenbett für Kinder. Dazu kommen zwei Bäder, eine separate Toilette sowie ein Wohnraum. Das relativiert den Preis, da hier sechs Personen nächtigen können. Anders als in den Standardzimmern, die für weniger als ein Viertel des Preises dieser Suite zu haben sind, der gemäß Internet normalerweise bei zirka 977 Euro bei einer Einzelnutzung liegt, werden hier keine Standardbetten geboten. Hier wird in das Luxusregal einer Premiummarke gegriffen. Box-Spring-Betten im Format 180 x 200 Zentimeter mit zirka 28 Zentimeter hohen Taschenfederkernmatratzen (jeweils 90 Zentimeter breit) bieten ein üppiges Bild. Die Höhe der Bettkante ist mit gemessenen 74 Zentimetern beindruckend und vor dem Hintergrund dieser wuchtigen Betten wirkte zumindest eines der Schlafzimmer schon fast zu klein dafür. Jede Bettseite ist mit drei Kissen ausgestattet, eines davon ein 45 x 45 Zentimeter großes, polyestergefülltes Zierkissen. Die beiden anderen Kissen sind ein 35 x 40 Zentimeter messendes Kissen, ebenfalls mit Polyesterfüllung und ein 60 x 80 Kissen mit einer Mischung aus 30 % Daunen und 70 % Federn. Letzteres ist mit einem Encasing (Kissenschutzhülle) aus 70 % Polyester und 30 % Polyamid ausgestattet. Bei der Zudecke kam eine Füllung aus 70 % Daunen und 30 % Federn im Format 135 x 200 Zentimeter zum Einsatz. Auf der Matratze ruhte ein zusätzlicher, 180 Zentimeter breiter und zirka ein Zentimeter hoher Topper mit einer Faserfüllung. Ein fünf-seitiger, baumwollbeschichteter PU-Hygieneschutzbezug umfasste das Matratzenensemble. Die Bettwäsche war schlicht und eine Tagesdecke zur optischen Zierde rundet das Bild ab.

Erstmals in einem Hotel-Betten-Test wurde hier auch das Thema Nachhaltigkeit unter die Lupe genommen, auch wenn noch ohne Wertung in Bezug auf die Benotung. So bot der Bezug der Matratze keinen Reißverschluß, womit ein Austausch oder Waschen des Bezuges oder des Kernes, im Sinne einer nachhaltigen Produktnutzung, leider ausgeschlossen ist. Auch die Verwendung von Schutzbezügen aus oder mit PA (Polyamid) ist kritisch zu sehen, da diese, anders als PES (Polyester), nur schwer zu recyclen sind. Auch bedeuten mehr Produkte im Bett auch immer mehr Reinigungsaufwand und dadurch den Mehreinsatz von Chemikalien, Energie und Wasser. Da nur bei einem Kissen ein Encasing zum Einsatz kam, darf die Frage aufgeworfen werden, warum nicht gleich ganz darauf verzichten? Die Kissen selbst waren ja alle waschbar. Allein im Krønasår könnten so hunderte PA-haltige Bezüge eingespart werden, tausende entsprechend im gesamten Europa Park.

Trotz dieser Kritik ist es in Summe ein fast perfektes Angebot. Lediglich das Fehlen einer verstellbaren Unterfederung, eine ausbleibende Reaktion auf das online angefragte zusätzliche Kissen sowie das Fehlen von Überlängen verhindern hier volle fünf Punkte. Auch wenn aufgrund der Zimmertiefe vielleicht nur 200 Zentimeter lange Betten möglich sind, könnte man zumindest Zudecken in Überlänge bieten, worüber sich Gäste jenseits der 180 Zentimeter Körperlänge sehr freuen würden.

Schlafkomfort

Da bei der Bettausstattung Kissen mit verschiedener Füllung und damit unterschiedlicher Stützkraft geboten wurden, gab es, auch durch das Volumen der Matratze in Kombination mit dem Topper sowie dem Zusammenspiel mit der Box, keinerlei Anlass für Kritik. In Rücken wie Seitenlage wurde hinreichender Schlafkomfort geboten und auch die Zudecke fügte sich passend in dieses Ensemble.

Hygiene

Bei knapp 6.000 Betten an einem Ort muss man schon von Hotel-Industrie sprechen, wo sich dann immer unterschwellig das Wort Massenabfertigung einschleicht. Das ist hier aber weder im Umgang mit den Gästen zu beobachten noch bei der Arbeit des Housekeeping der Fall. Trotz einer durchschnittlichen Auslastung von über 80 %, auch in den Suiten, was zu einer extrem hohen Belastung der eingesetzten Produkte führt, wurde ein vorbildlich sauberes Zimmer und ebenso sauberes Bett vorgefunden. Diese gebotene Hygiene zieht sich auch durch alle anderen getesteten Elemente im Zimmer, denn es wird nie nur das Bett allein getestet. Auch solche Einrichtungsgegenstände wie Zahnputzglas, Toilettenbrille oder Fernbedienung werden messtechnisch unter die Lupe genommen. Und bis auf wenige Ausnahmen waren die Werte tadellos. Lediglich die üblichen Verdächtigen wie Zierkissen und Tagesdecke, da meist schlecht oder gar nicht zu reinigen, boten kleine Ausreißer. Selbst der Matratzenschutzbezug, in den meisten getesteten Hotels der Sündenfall, war hier einwandfrei. So wurde im bereinigten Durchschnitt ein Messwert von 561,60 KbE ermittelt, was der Hygieneklasse 1 entspricht und sensationell gut ist.

Check-Out

Auch das kann bei einem Hotel-Test mal vorkommen: Eile aufgrund besonderer Umstände, die vom Tester zu verantworten sind. Der Check-out konnte deshalb nicht eingehend getestet werden. Damit entfällt dieser Punkt aus der Wertung.

Das sagt das Hotel

Was soll man schon sagen, wenn man gelobt wird? Management und Housekeeping haben sich über das Lob von Hotel-Betten-Test gefreut, sind in diesem Punkt aber auch sehr selbstbewusst. Das hat wohl damit zu tun, dass man um seine Stärken weiß. Nach Auskunft der Hausdame sind allein im Krønasår 88 Mitarbeiter/-innen mit dem Thema Housekeeping beschäftigt, hiervon 76 festangestellte und davon fast alle auch vollzeitbeschäftigte Reinigungskräfte. Das nennt man eine Hausmacht. Die fällt sicher nicht vom Himmel. Und dahinter steckt auch die Strategie, nichts dem Zufall zu überlassen. Hat vielleicht mit den Erfahrungen aus der Achterbahn zu tun. Auch dort geht es hoch her und trotz maximaler Fliehkräfte darf man sich unter keinen Umständen aus der Bahn werfen lassen. Zudem hat sich das Krønasår auch dem Hotel-Betten-Check im Internet gestellt und sich unter anderem für eine Aufnahme in den künftigen Hotel-Betten-Report qualifiziert.

Fazit

Wer es sich leisten kann, dem wird hier ein exzellentes Angebot für die Nachtruhe geboten und dies „nur“ in einem Vier-Sterne-Superior-Haus. Der Preissprung von einem Standardzimmer zur Suite wird hier nicht, wie meist üblich, nur über die Fläche und etwas mehr Möblierung gerechtfertigt, sondern mit einem tatsächlich höheren Niveau bei Bettausstattung und Schlafkomfort. Kleinigkeiten könnten (irgendwann) noch verbessert werden, doch wird hier in Summe eine besondere Leistung geboten, die mit Blick auf die vorzüglichen Hygienewerte, mit einem Clean-Sleeping-Award belohnt wird. Wir gratulieren!

Empfehlung

Für das Hotel: So weitermachen, das Thema Nachhaltigkeit aber nicht aus den Augen verlieren. Für Gäste: Mehr Zeit mitbringen. Neben diesen vielen Betten soll es im Europa Park auch noch andere Attraktionen geben….