Zweite Heimat – erste Wahl

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Zweite Heimat – erste Wahl

Der Autor Jens Rosenbaum ist Herausgeber, Journalist und Hotel-Betten-Tester.

Das Angebot eines Bettes ist bei allen Formen der Beherbergung gleich, dessen Beanspruchung aber vollkommen verschieden. Ob ein Geschäftskunde mit einer durchschnittlichen Verweilzeit von knapp zwei Tagen oder ein Feriengast mit einer Aufenthaltsdauer von über fünf Tagen ein Bett nutzt, ist ein entscheidender Unterschied. Hinzu kommen die Aufenthaltsdauer im Zimmer, mögliche Schmutzeinträge durch Ferienaktivitäten und andere Einflüsse, die die Ferienhotellerie vor ganz andere Aufgaben stellt als ein Businesshotel in der Frankfurter City. Daher wollte die Redaktion von Schlafen Spezial auch dieses Segment der Hotellerie einmal unter die Lupe nehmen und hat sich dafür die „Zweite Heimat – Das Strandhotel“ in Sankt Peter-Ording an der Nordsee ausgesucht. Direkt am Deich gelegen, quasi mit eigenem Strandzugang, wirbt dieses Haus damit, einen Wohlfühlort geschaffen zu haben. Wir wollten wissen, ob das auch für das Bett gilt und bringen, neben dem Sand, der dort bereits vor der Türe liegt, auch noch einen Hund mit ins Zimmer.

Buchung & Check-In

Die Buchung erfolgte, wie immer, direkt auf den Online-Seiten des Hotels. Technisch, wie nicht anders zu erwarten, lief die Buchung ohne Probleme, enthielt aber leider keine Informationen zum Bett – außer, dass es sich um Doppelbetten handelt. Das ist minimalistisch und zudem schade, da sich das Angebot hier nicht zu verstecken braucht. Der Check-in verlief routiniert und zum Zimmer, das hier Stube genannt wird, wurde der Gast persönlich geleitet. Auch haben die Zimmer hier, neben einer Nummer, die etwas versteckt ist, einen Namen. Und so war der Name unserer Stube die der historischen Person Barne Hansen aus Sankt Peter-Ording, dessen Geschichte man im Zimmer nachlesen konnte. Das hat nichts mit dem Bett zu tun, schafft aber Nähe und Individualität. Dennoch, mehr Informationen zum Schlafangebot wären schön gewesen und sollten auch geboten werden.

Ausstattung

Die Stube Barne Hansen hatte bei einer Raumgröße von zirka 25 Quadratmetern ein offenes Bad, Sitzecke und mittig ein 2 x 1,8 Meter großes Bett. Eine kluge Raumaufteilung, auch durch den Möbelbau, sowie der Einsatz heller Möbel vermittelten ein hinreichend großes Raumgefühl. Das Bett bot, neben Zierkissen und einer Tagesdecke, pro Liegeseite jeweils zwei Kissen für den Schlafgebrauch. Je ein 50 x 60 Zentimeter großes Kissen mit einer Faserfüllung und je ein 40 x 70 Zentimeter breites Nackenstützkissen aus einer Kombination von Latex und Taschenfederkern. Dieses wurde auch extra mit einem Aufsteller am Bett beworben. Die Zudecke im gemessenen Format 120 x 200 Zentimeter hatte ebenfalls eine Faserfüllung. Die zirka 90 x 200 x 15 Zentimeter großen Matratzen waren aus Schaum. Der Bezug der Matratzen war abnehmbar und waschbar, zudem wurden Matratzenschutzbezüge verwendet. Die Matratzen selbst lagen auf einer Unterfederung aus Leisten, einem klassischen Lattenrost mit flexibel gelagerten Leisten. Alle eingesetzten Bettelemente wirkten neuwertig beziehungsweise sehr gut gepflegt – und wertig. Lediglich das Fehlen von Übergrößen und die Verstellbarkeit der Liegeflächen verhindern hier die volle Punktzahl. Auf den Hund warteten ein kuscheliges Hundebett und eine Futternapfstation.

Schlafkomfort

Obwohl die Schaummatratzen mit einer Höhe von lediglich 15 Zentimetern relativ flach sind, bieten sie zusammen mit der Unterfederung ein optimales Liegegefühl in Rücken- und Seitenlage. Da sieht man mal wieder, dass es nicht auf die Größe ankommt. Es ist das Zusammenspiel von Matratze und Unterfederung, was über den Liegekomfort entscheidet. Auch das Angebot des Nackenstützkissens als zweites Kissen, das hier zur Standardausstattung auf allen Zimmern gehört, ist lobenswert, rundet die anatomische Bettung des Gastes perfekt ab und machte das vorsorglich mitgebrachte private Nackenstützkissen überflüssig. Die Zudecke tat ihren Dienst, wenngleich das im Hochsommer bei um die 30 Grad nur schwer objektiv zu beurteilen ist. Das Bettklima war sehr gut, ein Wärmestau entstand nicht. Insgesamt ein nahezu perfektes Bett für das gebotene Format, in dem es sich nicht nur lange aushalten lässt, sondern was förmlich dazu einlädt, seine Erholung darin zu finden.

Hygiene

Finden Hund, Sand, lange Verweilzeiten und andere Einträge eines Feriengastes, der bei knappem Raumangebot im Zimmer schnell das Bett buchstäblich zum Mittelpunkt seines Aufenthalts macht, auch dort ihren Niederschlag? Dieser Frage der Hygiene wollte Schlafen Spezial, neben dem Schlafkomfort, bei diesem Test nachgehen. Antwort: Bei der „Zweiten Heimat – Das Strandhotel“ findet dies keinen messbaren Niederschlag. Sowohl die optische Darbietung als auch die gemessenen Werte zeugten von einwandfreier Hygiene. Lediglich die üblichen Verdächtigen, wie die Zierkissen und die Tagesdecke, bildeten hier, wie so oft, die Ausreißer, siehe dazu auch „Wie sauber sind Hotel-Betten?“ in Check up 2022. Doch selbst mit diesen landet die „Zweite Heimat – Das Standhotel“ mit einem gemessenen Durchschnittswert von 1.897 KbE , in der Kategorie Clean-Sleeping (Hygieneklassen I und II). Ohne diese optischen Zutaten auf dem Bett würde der Wert sogar auf 1.231 KbE sinken und wäre nur noch einen Wimpernschlag von einem Clean-Sleeping-Award entfernt. Der hier eingesetzte Matratzenschutzbezug war, anders als branchenüblich, ausgesprochen gepflegt und sauber und gereicht dem Produkt, anders als sonst, nicht zum Nachteil. Vor dem Hintergrund erschwerter Bedingungen darf diese Leistung als exzellent bezeichnet werden und gibt die volle Punktzahl.

Check-Out

Der Vorgang lief routiniert, aber ohne gezielte Frage nach der Nachtruhe. Das war schade, denn sonst hätte der Gast nochmal auf das Bettenangebot hingewiesen werden können, was hier schon besonders ist. Das wäre also ausbaufähig.

 

Das sagt das Hotel

Nachdem der Kontakt zur Direktion einmal hergestellt war, was einige Anläufe bedurfte, in der Ferienzeit und damit Hauptsaison durchaus aber mal passieren kann, wurden alle Fragen von Direktorin Herbers. So war zu erfahren, dass man sich bei der Einrichtung zum Bett seinerzeit extra hat beraten lassen und auch selber getestet wurde. Zudem wurde in den vergangenen acht Jahren der Nutzung vieles schon wieder erneuert, also beständig in das Betten-Inventar investiert. Beim Housekeeping gibt es einen Mix aus Eigen- und Fremdpersonal. Für die Zimmerreinigung existieren keine Zeitvorgaben. Das Hygienekonzept ist umfassend und berücksichtigt alle Elemente des Bettes, auch hinsichtlich dessen Funktion.

Fazit

Die hier dargebotene Leistung ist vorbildlich und übertrifft die Erwartung, besonders bei der Hygiene. Dem Hotel-Bett wird hier besondere Beachtung geschenkt, was buchstäblich zu spüren und zu messen ist. Verbesserungen sind allenfalls im Randbereich, siehe Aspekt Ausstattung, oder der Gäste-Kommunikation zu finden.

Empfehlung

Wer ein gutes Konzept hat, muss nichts ändern. Daher beschränkt sich die Empfehlung lediglich auf den Hinweis, im Rahmen einer aktuell laufenden, baulichen Erweiterung zu prüfen, ob in den neuen Stuben, die den Gästen ab 2024 zur Verfügung stehen, nicht auch Übergrößen angeboten werden sollten. Sofern es das Raumkonzept zulässt, wären Betten in der Länge 210 oder 220 Zentimeter schön, da ab einer Körpergröße von 180 Zentimetern der Schlafkomfort ebendiese längeren Betten benötigt. Passend dazu dann auch die Zudecken in Komfortgröße. Und sofern es über die Stubenrate finanzierbar ist, wäre eine elektrisch verstellbare Unterfederung der Einstieg in das Luxussegment, damit aber auch eben nur nice-to-have. Sonst kann man dem Hotel „Zweite Heimat – Das Standhotel“ zu seinen Wohlfühlbetten nur gratulieren. Und dem Hund, ganz nebenbei, hat sein Hunde-Bett auch gefallen.