Ein Leuchtturm am Rande der Südheide

Startseite » Ein Leuchtturm am Rande der Südheide
Ein Leuchtturm am Rande der Südheide

Autor und Tester Jens Rosenbaum (auf dem Foto neben Hotelinhaberin Inga Ali) ist Journalist, Verleger und Hotel-Betten-Experte.

Hotel:                         Wildland Natural Resort, Hornbostel/Aller

Anzahl Zimmer:          18

Eröffnung:                  Wiedereröffnung Juni 2021

Test:                           Juli 2021

Bezahlte Rate:            130 Euro, exklusive Frühstück

Klassifizierung:           –

Das ließ aufhorchen. Weniger, dass letztes Jahr am Rande der Südheide ein kleines Ensemble von sechs historischen Fachwerkhäusern den Eigentümer wechselte. Neben drei Gebäuden für Tagungen auch zwei Gästehäuser mit zusammen 18 Zimmern und einem Restaurant. Vielmehr, dass allein in die Renovierung über zwei Millionen Euro flossen – wie erwähnt bei nur 18 Zimmern. Dafür errichten andere ein neues Hotel. Bis zu 30 weitere Zimmer sind zwar noch in Planung, wofür jedoch auch erst ein neues Gebäude und zusätzliche Investitionen erforderlich sind. Die neue Eigentümerin Inga Ali legt Wert auf Qualität und Bio. Die gelernte Restaurantfachfrau entstammt einer Kaufmannsfamilie, die in der Region neun Lebensmittelmärkte betreibt und mehr als tausend Mitarbeiter beschäftigt. Und so verwundert es nicht, dass im Wildland ein wesentliches Augenmerk auf der Küche liegt. Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück betreibt die Besitzerin den eigenen Kompost und eine Wärmerückgewinnung. Die Zimmer verfügen über Wände und Decken aus Lehm und sind sorgsam mit nachhaltigen Materialien ausgestattet. „Ein zutiefst ganzheitlicher Ansatz“, so die Werbung. Wiedereröffnung des auf kleine Tagungen ausgerichtete Resort war im Juni 2021 und HOTEL-BETTEN-TEST hat sich umgesehen.

Buchung & Check-In

Die Buchung erfolgt per Telefon. Über ein Kissenmenü erfahren Gäste via Internet/Social Media. Die Internetseiten sind zwar noch in laufender Überarbeitung, könnten aber bereits mehr Informationen zum Thema Bett enthalten. Für ein Hotel dieser Größe und einer Eigeneinstufung mit lediglich drei Sternen sind die Informationen aber schon sehr gut. Beim Check-in kommt das Bett nicht mehr zur Sprache. Dafür wird auf das hauseigene Yoga-Angebot hingewiesen.

Ausstattung

Die Zimmer sind klein, zum Teil sehr klein, was den historischen Fachwerkhäusern und deren Holzständerwerk geschuldet ist. Dafür sind sie extrem puristisch eingerichtet und gefallen durch ein harmonisches Gesamtbild. Bilder oder sonstigen Zierrat, zum Beispiel an Wänden, sucht der Gast vergeblich. Wenige, natürliche Farben bestimmen die Optik. Dazu kommen altes Fachwerk und Holzbalken. Das Bett selbst zeichnet sich durch das üppige Format 180×220 Zentimeter aus und ist aus naturbelassenem Holz, aber elegant, wertig und passend zum Nachhaltigkeits- und Bio-Anspruch des Hauses. Je ein Kopfkissen und zwei Zierkissen stehen pro Liegeseite zur Verfügung, wobei die Zierkissen vollwertige Kissen sind. Bei dem Kopfkissen in 40×80 Zentimeter handelt es sich um ein sogenanntes Kombi-Kissen, das eine festere Seite aus Schaum und eine weichere Seite aus einer Faser hat. Zusätzlich informiert ein in Holz gerahmtes Bett-Menü über die besondere Bettausstattung und weitere Kopfkissen. Denn auch die Zudecken haben 155×220 Zentimeter Komfortgröße und sind mit einer Klimafaser ausgestattet. Die Matratzen sind nicht, wie sonst üblich, mit einem Bettlaken, sondern mit einem Spannbettuch bezogen. Darunter sorgt ein gefütterter, fünfseitiger Klimaschoner für den Schutz der Matratze bei gleichzeitiger Förderung des Luftaustausches. Bei den Matratzen handelt es sich um Kaltschaummatratzen im Format 90x220x21 Zentimeter, die auf einer verstellbaren Unterfederung ruhen. Die Bettwäsche selbst ist schlicht gehalten und entspricht dem üblichen Standard. Die Bettausstattung übertrifft in Summe bei weitem die Erwartung, was nicht daran liegt, das alles neu und modern ist, sondern dass Übergröße in hochwertiger Qualität angeboten wird. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass in allen Zimmern, mit den entsprechenden baulichen Voraussetzungen, überlange Betten zum Einsatz kommen. Das gilt es zu würdigen, zumal bis auf eine motorisch verstellbare Unterfederung, welche bei einem Hotel dieser Kategorie und Preislage nicht zu erwarten ist, alles eingesetzt wird, was die Industrie an sinnvoller Bettausstattung bietet.

Schlafkomfort

Kissenmenüs sind bereits in vielen guten Hotels Teil des Angebotes. Hier gehört bereits ein Kissen mit Zweichfachnutzung und ordentlicher Stützfunktion für Kopf und Nacken zur Standardausstattung eines Zimmers. Und neben den Überlängen sowie Komfortbreiten bei Zudecke und Matratze, hat das Wildland auch eine Lösung für unterschiedliche Liegebedürfnisse parat. Neben der Unterfederung, die auf Wunsch für den Gast weicher oder fester gestellt werden kann, stehen in jedem Doppelzimmer Matratzen mit unterschiedlicher Festigkeit zur Verfügung! Auf der türzugewandten Seite ist immer die etwas Weichere (die immer noch fest ist) und auf der anderen eine Festere (die als extra fest bezeichnet werden darf). Der Hinweis darüber erfolgt per Information auf dem Zimmer, besser wäre noch vorab via Internet. Auf Wunsch werden aber auch Matratzen mit gleicher Festigkeit zur Verfügung gestellt. Die wesentlichen Elemente im Bett sind alle allergikerfreundlich beziehungsweise entsprechend zertifiziert. Die klimatischen Bedingungen sind bezogen auf das Bett sehr gut. Klimaanlage gibt es im Zimmer aber nicht, dafür steht jedoch ein Holzfenster mit original Dänischer Ankettel zur Verfügung, was Liebe zum Detail zeigt und zum Bio-Anspruch passt. Zudem sorgen die Lehmwände und -decken auch im Sommer für ein erstaunlich angenehmes Klima in der Nacht.

Sonderpunkt

Hygiene

Für ein neues Hotels keine Herausforderung. Alle getesteten Komponenten waren ohne Beanstandung und der gemessene Hygienewert lag im Durchschnitt deutlich unter 1.000 und damit klar in der Hygieneklasse 1. Der Bezug der Matratze lässt sich abziehen und waschen. Wäsche & Co. werden von einem externen Textildienstleister betreut, es stehen aber auch eigene Waschkapazitäten zur Verfügung. Obwohl volle Punktzahl gibt es hier keine Wertung, da der Test zu nah an der Wiedereröffnung war und hier ein späterer Wiederholungstest die gemessene Hygieneklasse noch bestätigen muss. Daher fünf Punkte von fünf unter Vorbehalt.

Check-Out

So neu das Hotel nach seiner Wiedereröffnung ist, so quirlig geht es auch noch zu, da sich alle Mitarbeiter, von denen es sage und schreibe 23 gibt – bei 18 Zimmern – noch in der Einarbeitung befinden, beziehungsweise neu einfinden müssen. Dafür kann aber offensichtlich jeder Check-in und -out, je nachdem wer näher an der Rezeption ist, die gleich an Bar und Küche grenzt. Eine erkennbar standardisierte Abfrage gibt es aber noch nicht, diese wäre noch einzuführen. Dennoch wird nach der Zufriedenheit gefragt

Das sagt das Hotel

Alle dem Hotel eingereichten Fragen wurden sofort von der Inhaberin beantwortet und in einem ergänzenden Gespräch vor Ort mit der Hausdame vertieft. Kritik wurde dankend aufgenommen und gleich umgesetzt. Zudem hat sich das Wildland dem HOTEL-BETTEN-CHECK gestellt und diesen sowohl mit Auszeichnung bestanden als auch die Überprüfung des GREEN-SLEEPING erfolgreich absolviert.

Fazit

Mit Mut und Entschlossenheit, einer klaren Vision, aber auch mit den dafür notwendigen finanziellen Mitteln wurde ein Kleinod geschaffen, das seines Gleichen sucht. Hochwertige Bio-Küche, nachhaltiges Tagen bei Urlaubs- und Entspannungsflair, in historischem Umfeld. Und die Betten? Gerade hier hat die Inhaberin alles selbst ausgesucht und getestet. Die kontemplative Nüchternheit des Zimmers rückt das Bett in den Mittelpunkt und macht es so zum „Genius Loci“, zum wesentlichen Merkmal des Ortes. Hier gibt es die Ruhe und Entspannung, die das Resort in seiner Gesamtheit vermittelt. Aufgrund der Zimmergröße wäre, wollte man vergleichen, ein Äquivalent tatsächlich bei drei Sternen zu suchen. Doch wer in einem Hotel ein Zimmer bucht, dann doch, um dort zu schlafen. Daher sollten sich die Sterne eigentlich eher nach dem Bett richten und weniger nach den Quadratmetern. Vor diesem Hintergrund und entsprechender Auslegung der Standards wäre hier ein Vier-Sterne-Superior durchaus angemessen. Das zeigt aber auch, dass Kleine sehr groß sein können. So darf sich Hôtelière Inga Ali neben Bestnoten beim HOTEL-BETTEN-TEST über einen SMART-SLEEPING-AWARDund via HOTEL-BETTEN-CHECK auch über einen GREEN-SLEEPING-AWARDfreuen, die nun erstmals verliehen werden. Ein Leuchtturm am Rande der Südheide.

Sonderpunkte

Empfehlung

Das Wildland Natural Resort in Hornbostel ist nach seiner Runderneuerung und unter neuer Eigentümerin nicht nur als bio-orientiertes Tagungshotel wiedererwacht, sondern auch als Design-Hotel mit höchsten Ansprüchen im Bereich Schlafkomfort. Dieses Niveau gilt es zu halten und auch in der Gästeinformation und -ansprache zu verankern. Die Matratzen wurden betreffend Raumgewicht und Stauchhärte gezielt für den Durchschnitt der üblicherweise männlichen Tagungsgäste ausgewählt. Da aber auch Frauen tagen, wäre hier das Angebot eines zusätzlichen, weichen Toppers durchaus sinnvoll. Wer aber alle Tests und Checks besteht und zudem über den Erwartungen liegt, dem kann auch nicht mehr wirklich viel empfohlen werden.

Der Hotel-Betten-Check ist in seiner Grundform kostenlos und anonym.