Pricing in der Pandemie – knickt die Hotellerie ein?

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Pricing in der Pandemie – knickt die Hotellerie ein?

Suchen Deutschlands Hoteliers auch in dieser Krise ihr Heil in Rabatten, weil die Gäste ausbleiben? Darüber diskutierte eine hochrangig besetzte Experten-Runde im connectedby-Talk.

 
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„Die Raten waren auch schon vor der Pandemie zu niedrig“, moniert Marcus Fränkle. Der Geschäftsführer vom Design- und Tagungshotel Der Blaue Reiter in Karlsruhe: „Ich hoffe, dass wir endlich Preise durchsetzen können, die unserer Leistung entsprechen.“ Für Christina Block ist die Zeit gekommen, um die Raten branchenweit anzuheben. Jetzt einzuknicken und die Preise zu senken, wäre „ein großer Fehler“, meint die Gesellschafterin der Block-Gruppe. Für das eigene Haus, das Grand Elysee Hotel Hamburg, stellt sie klar: „Eine Rabattschlacht machen wir nicht mit. Wir kämpfen um jeden Gast, aber nicht um jeden Preis.“

Dafür gibt es nach Ansicht von Rainer Willa auch keinen Anlass: „Wer sich professionell positioniert und gute Servicequalität bietet, muss sich auf keinen Preiskampf einlassen“, sagt der CEO von HotelPartner Yield Management. Das weiß auch Oliver Staas. Der General Manager vom Radisson Blu Hotel, Berlin hält es „für einen absoluten Trugschluss“, dass niedrigere Preise mehr Gäste bringen. Er gibt zu bedenken: „Wer die Rate senkt, braucht ein bis zwei Jahre, um sie auf das ursprüngliche Niveau zu bekommen.“

Die Hotellerie kämpft um ein besseres Image. Woran es hapert? „Wir Hoteliers sind zu brav“, glaubt Branchenprofi Staas, „stehen nicht zu dem, was wir haben“. Hotelchef Marcus Fränkle macht unterdessen noch einen Grund aus, warum das Ansehen leidet: „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn ein Hotel Übernachtungen über Kanäle wie Secret Escapes mit Preisabschlägen von bis zu 50 Prozent anbietet.“

 
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Das müsse „für jeden Markenfetischisten ein Schlag ins Gesicht sein“, pflichtet ihm Unternehmerin Block bei. Sie steht nicht nur Secret Escapes kritisch gegenüber: „Wir Hoteliers haben die Vertriebs- und Preishoheit an die Buchungsportale abgegeben, die sich zwischen uns und unsere Gäste gedrängt haben.“

Die Talker

Christina Block

ist zusammen mit ihren beiden Brüdern Gesellschafterin der BlockGruppe und sitzt mit ihnen zusammen im Aufsichtsrat der Eugen Block Holding, die in der Hotellerie und Gastronomie sowie der Lebensmittelproduktion aktiv ist (Umsatz 2019: 410 Millionen Euro, Zahl der Mitarbeiter: rund 2.300). Sie absolvierte nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau und Berufsjahren im Ausland einen Master of Business Administration an der Edinburgh Business School.

Marcus Fränkle

leitet die Geschäfte des mehrfach ausgezeichneten Tagungs- und Designhotels Der Blaue Reiter in Karlsruhe. Er ist Mitglied der Hotel Direktorenvereinigung HDV sowie Vorstandsmitglied der Initiative Fair Job Hotels e.V. Außerdem besetzt Fränkle Geschäftsführerposten in weiteren Unternehmen und ist zusätzlich als Berater tätig. Der Branchenprofi hat die renommierte Steigenberger Akademie Bad Reichenhall und eine Ausbildung im Luxusresort Sonnenalp absolviert.

Rainer Willa

ist seit rund drei Jahren Chief Executive Officer (CEO) von HotelPartner Yield Management. Zuvor fungierte der Branchen-Experte für das Unternehmen bereits einige Jahre als Deputy CEO (Chief Operating Officer). Bevor er zu HotelPartner Yield Management kam, war er sechs Jahre Chief Executive Officer für Club Mondial Travel. Rainer Willa verfügt über einen Bachelor of Science in International Hospitality Management der Ecole Hôtelière de Lausanne.

 

Oliver Staas

leitet das Radisson Blu Hotel, Berlin. Er ist seit fast 30 Jahren für die Radisson Hotel Group tätig und führte in dieser Zeit Hotels des Konzerns in Metropolen wie Hamburg, Frankfurt, London, Moskau und St. Petersburg. Staas war für Radisson auch schon als Regionaldirektor für Russland, das Baltikum, Aserbaidschan, Usbekistan und die Ukraine aktiv. Er hat im Laufe seiner Karriere verschiedene Neueröffnungen begleitet, unter anderem in Frankfurt und London.

Revenue-Management-Experte Willa weiß um die Macht der Portale, aber auch um die Defizite der Hotels: „Es ist fatal, wenn der Gast über ein Portal einen besseren Preis bekommt, dann im Hotel anruft, die Mitarbeiter dort aber gar nicht wissen, welche Raten aktuell geladen sind.“

Ob es der Hotellerie in den kommenden Jahren dennoch gelingen wird, die Preise für eine Übernachtung signifikant zu steigern? „Es liegt an uns“, glaubt Christina Block, „wir müssen alle an einem Strang ziehen“.

connectedby

… ist der Experten-Talk für die Hotellerie. Die hochrangig besetzten Talk-Runden werden im Fernsehstudio aufgezeichnet. Videos, die über die News-Plattform cost-logis.de sowie über diverse Social-Media-Plattformen veröffentlicht werden, geben einen Einblick in die Diskussion und halten die wichtigsten Statements fest. Wer sind die Talker? Um welche Fragen geht es? In Cost & Logis sowie auf cost-logis.de wird der kommende Talk angekündigt. Einen ausführlichen Nachbericht finden Sie in der jeweils folgenden Ausgabe von Cost & Logis sowie zeitgleich auf cost-logis.de