„Resonanz rückt in den Fokus“

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„Resonanz rückt in den Fokus“

Herr Karl, Sie sind Mitorganisator des Green Tourism Camp, das vom 17. bis 19. März 2021 stattfindet. Welche thematischen Schwerpunkte setzen Sie?

Da es sich um das Format eines Barcamps handelt, werden die Inhalte durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst bestimmt beziehungsweise mit eingebracht. Erfahrungsgemäß liegen die Schwerpunkte auf den Themen Hotellerie, Essen, Getränke, Mobilität sowie Innovationen im Bereich der touristischen Produkte – eine spannende Mischung. Diese Form der Konferenz steht für einen munteren Austausch von Fachwissen und dient als Plattform für die gemeinsame Entwicklung neuer Ideen. Das konnten Suzann Heinemann, Anne Seubert und ich als Organisatorenteam auch im vergangenen Jahr feststellen. 

Nachhaltigkeit spielt auch in der Hotellerie eine zunehmend wichtige Rolle. Wird diese Entwicklung durch die Pandemie gebremst oder beflügelt?

Nachhaltigkeit existiert tatsächlich bereits seit vielen Jahren in der Hotellerie. Vor allem in Skandinavien und bei uns im Alpenraum. Nur wurde dies zunächst nicht als „nachhaltig“ vermarktet. In Skandinavien sind viele Dinge selbstverständlich. Dazu gehört beispielsweise auch, die Frühstückstische nicht vollständig einzudecken. Oft wird hier viel mehr Geschirr und Besteck verwendet, als unbedingt notwendig. In Österreich, Südtirol, Bayern und in der Schweiz setzen viele traditionelle Betriebe des Gastgewerbes bereits seit Jahrzehnten auf lokale Zulieferer, die hochwertige (Bio-)Produkte herstellen. Es ist bis heute teilweise sogar deren Markenzeichen. Doch Nachhaltigkeit bedeutet wesentlich mehr: Es ist eine ausgeglichene Balance zwischen den drei Säulen der Nachhaltigkeit wie Ökologie, Soziales und Ökonomie. In den letzten zwei bis drei Jahren gewann vor allem die soziale Komponente an Relevanz. Leider wurde unsere Branche an dieser Stelle in die Knie gezwungen: Das Nachwuchs- und Fachkräfteproblem ist allerdings hausgemacht. 

Inwieweit wird sich der Tourismus durch die Corona-Krise mittel- bis langfristig verändern und welchen Einfluss darauf wird nachhaltiges Handeln haben?

Der Tourismus wird sich partiell grundlegend ändern. Wie bereits angedeutet, rückt im Kontext der Nachhaltigkeit die soziale Komponente in den Vordergrund. Und das nicht nur seitens der Unternehmen und deren Mitarbeiter. Es geht auch um Resonanz. Also um menschliche Nähe und Gemeinsamkeit mit ausgesuchten Personen. Gemeinsam eine gute, unbeschwerte Zeit zu verbringen, den Anschluss an die lokale Bevölkerung zu finden sowie Traditionen und Lokales zu erleben. Corona hat die Menschen die eigene Endlichkeit drastisch spüren lassen und ihnen auch die Nähe zu anderen Menschen genommen. Daraus kann man schlussfolgern, dass lebensbejahende, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen und die gezielte Suche nach Gemeinschaft, vor allem im kommenden Jahr, vermehrt festzustellen sind. Das wiederum verlangt ein Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit. Darüber hinaus konnte man bereits in den vergangenen Wochen spüren, dass die Wertschätzung bereits längst vergessener Destinationen innerhalb des Landes gestiegen ist. Das birgt neue Chancen für den Tourismus. Mal abgesehen von einer hohen Frequentierung der beliebten Alpen sowie der Nord- und Ostsee. Es geht also weniger um einen moralischen Kreuzzug der bedingungslosen Einhaltung ökologischer Aspekte im Rahmen von touristischen Angeboten. Das sollte – soweit es umsetzbar ist – selbstverständlich sein. Mülltrennung und Handtücher hängen lassen: Über diese Maßnahmen muss man doch ernsthaft nicht mehr diskutieren. Außerdem erwarten auch immer mehr Reisende in Zeiten von heftigen Klimawandel-Diskussionen und Flugscham entsprechende Angebote der Touristik. Vor allem die jüngeren Generationen. www.greentourismcamp.com