Es gibt viele Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz, gerade auch in der Hotellerie. Einige sind gottgegeben, andere hausgemacht. Und jene Hausgemachten sind es, bei denen sich ein prüfender wie vergleichender Blick immer wieder lohnt.
Hier, so war es zumindest bislang, der Vormarsch der Ketten- und Systemhotellerie, dort eher das Festhalten an kleinen, familiengeführten Strukturen. Hier Preiskampf und Discount, die einen Teil der Branche als willige Manövriermasse der OTAs erscheinen lassen. Dort der Preis eher als heilige Kuh, die auch in Notzeiten nicht geschlachtet wird. So besichtigt vergangene Woche aufgrund einer Einladung der HotellerieSuisse.
Ob Basel, Bern oder Luzern: Überall werden stolze Preise aufgerufen – trotz Corona. Beispiel: 560 Schweizer Franken für einen 20 Quadratmeter kleinen City-Room im 5-Sterne-Domizil. Die Schweizer pochen auf Qualität und die lässt sich nur erbringen, wenn es die Preise hergeben. Ja, auch die Nebenkosten sind in der Schweiz höher, dafür ist die Qualität auf einem hohen Niveau. Ein Vorbild? Sicherlich! Und so steht die Hotellerie in der Schweiz auf den ersten Blick recht gut da, in einigen Regionen sogar 10 Prozent über Vorjahr und mit Auslastungen von über 90 Prozent.
Möglich machen dies, wie zum Teil auch hierzulande, die einheimischen Touristen, die mal wieder etwas anderes sehen wollen, als die eigenen vier Wände. Aber hausgemacht sind in der Schweiz auch die Steuersätze, die schon vor Corona bei nur 3,7 Prozent für Beherbergungsleistungen lagen. So ist es daher auch hier zu begrüßen, wenn der Satz in Deutschland nun von 7 Prozent, um den lange gekämpft wurde, temporär auf 5 Prozent sinkt. Und jetzt könnte das Lernen beginnen. Denn auch ohne mathematische Vorbildung sollte erkennbar sein, dass niedrige Steuern und angemessene Preise langfristig mehr Spielraum schaffen.
Das bedeutet für Deutschland: Rauf mit den Preisen! Und wenn das kurzfristig nicht geht, zumindest halten und langsam erhöhen. Es hat keinen Sinn, jetzt in Rabattschlachten Vertrauen beim Gast und Liquidität bei der Bank zu verspielen. Denn anders als in der Schweiz gehen hier die Steuern bald wieder rauf – wer weiß wie hoch, wenn es eines Tages um die Frage geht, wie Corona gegenfinanziert werden soll.
Gottgegeben sind in der Schweiz indes die Alpen mit ihren Gletschern. Ein allerdings schwindendes, da leider schmelzendes Zugpferd für den Tourismus. Dennoch: Eine Kernschmelze der Preise ist dort nicht zu erwarten. Anders als in Deutschland, wo leider immer noch täglich Preise schmelzen – und das hausgemacht.