Deutschland verzeichnet einen Übernachtungsrekord, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Doch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt: Diese Top-Bilanz ist hart erarbeitet. Das Gastgewerbe schiebe nicht ohne Grund „einen Überstunden-Berg“ vor sich her.
„Ohne die Beschäftigten in Hotels, Pensionen und Gaststätten wäre der Tourismus-Rekord nicht vorstellbar. Doch der Boom bedeutet allzu oft unbezahlte Mehrarbeit“, sagt die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger. Forderungen nach einer Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes oder der Dokumentationspflichten beim Mindestlohn erteilt die Gewerkschaft NGG vor diesem Hintergrund eine klare Absage. Stattdessen solle sich das Gastgewerbe um Fachkräfte kümmern. Rosenberg: „Die gewinnt man aber nur mit fairen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen“.
Laut aktueller Statistik verzeichneten die deutschen Beherbergungsbetriebe im ersten Halbjahr rund 214 Millionen Übernachtungen. Das ist ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Rosenberger: „Im Tourismus jagt seit Jahren ein Rekord den nächsten. Urlaub in Deutschland liegt im Trend. Doch wenn Hotels und Pensionen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer mehr Überstunden aufhalsen, dann verprellen sie irgendwann ihr Personal.“
Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) leistet jeder dritte Vollzeit-Beschäftigte im Gastgewerbe jede Woche mehr als fünf Überstunden. Die Branche beschäftigt laut Arbeitsagentur bundesweit rund zwei Millionen Menschen – knapp die Hälfte als Minijobber.