Fehlende Fantasie

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Wie ist es um die Kreativität der Hotelkonzerne bestellt? Misst man das daran, wie erfolgreich die Entwicklung ihrer Markenportfolios in vergangenen Jahren war, ist die Antwort einigermaßen ernüchternd. Wirkliche Volltreffer unter den neuen Brands sind im Grunde seit Jahren nicht zu finden. Viele neue Marken? Ja! Viel eigene Identität und durchschlagender Erfolg? Nein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Großen der Branche nun Pfiffigkeit zukaufen. Beispiel Nummer 1: Accor. Der französische Hotelriese ist bei der lifestyligen Gruppe 25Hours eingestiegen. Beispiel Nummer 2: Rezidor. Der Konzern hat sich einen maßgeblichen Anteil an der Economy-Design-Hotelmarke mit Option auf mehr gesichert. Was hinter Konzernmauern offenbar nicht oder nur mühsam gedeiht, das blüht woanders und hat deshalb seinen Preis: Ideen.

Nicht von ungefähr setzen Experten wie Thies Sponholz, Geschäftsführender Direktor des luxuriösen „The Fontenay“ an der Außenlaster in Hamburg, bereits vor dem Start des Hotels im Frühjahr 2017 auf die Dienste eines Kreativdirektors. Das The Fontenay ist ein einzelnes Haus, gehört Multimilliardär Klaus-Michael Kühne und nicht irgendeinem zu kurzfristigem Erfolg verdammten, mengen- und renditegetriebenen Hotelkonzern.

Ideen sind nichts anderes als gedankliche Initialzündungen, die Türen öffnen, Kräfte frei setzen und Visionen erwachsen lassen. In den stählernen Hamsterrädern der Konzernwelt aber, stehen Skalierung und Serienproduktion auf der Wertskala ganz weit oben. Ideen haben es in solchen Umfeldern schwer. Sich die Zeit frei zu schaufeln, Hamsterrädern Hamsterräder seien zu lassen und aus der Mühle der Massenabfertigung zwischenzeitlich mal auszusteigen – das kostet ganz sicher Geld. Aber nicht annähernd soviel wie das, was am Ende zu zahlen ist, wenn man es unterlässt.