„KI-basierte Beschaffung senkt Kosten, verringert Risiken und erhöht die Flexibilität“ 

„KI-basierte Beschaffung senkt Kosten, verringert Risiken und erhöht die Flexibilität“ 

Stefan Bezold ist Senior Vice President Commercial der FutureLog AG. Im Interview spricht er über KI in der Beschaffung, automatisierte Prozesse und die Anwendung entsprechender Tools in der Hotellerie.   

Inwieweit kann Künstliche Intelligenz dazu beitragen, die Beschaffung in der Hotellerie zu professionalisieren?

Künstliche Intelligenz (KI) professionalisiert den Beschaffungsprozess in Hotels, ermöglicht Transparenz, Automatisierung und datenbasierte Entscheidungen. KI-Algorithmen analysieren historische Belegungszahlen, Saisonalität, Events und externe Faktoren wie zum Beispiel das Wetter und Feiertage, um den Bedarf präzise vorherzusagen. Dazu kommt: KI wertet große Datenmengen zu Preisen, Lieferzeiten und zur Qualität aus, unterstützt damit bei Ausschreibungen und Verhandlungen. Durch Monitoring von Lieferketten lassen sich Engpässe via KI frühzeitig erkennen. Routineaufgaben wie Bestellvorschläge, Rechnungsprüfung und Vertragsverwaltung können dank KI teil- oder vollautomatisiert werden. Die Beschaffung wird strategischer, weniger reaktiv — mit klaren Entscheidungsgrundlagen.

Wie groß sind die Effizienzvorteile, die sich durch automatisierte Prozesse in der Beschaffung ergeben?

Automatisierte Beschaffung kann die operativen Kosten um 10 bis 25 Prozent senken und den Zeitaufwand im Tagesgeschäft deutlich verringern. Routineaufgaben lassen sich um 30 bis 50 Prozent schneller erledigen. Automatisierte Systeme minimieren manuelle Eingabefehler und Fehlbestellungen. Bedarfsplanung senkt Lagerhaltungskosten und vermeidet Verderb. Echtzeit-Marktinformationen führen zu besseren Preisen und Konditionen. Vor allem Hotelketten profitieren spürbar. Aber auch Individualhotels können administrative Arbeit reduzieren.

In welchem Ausmaß kommen digitale Tools im Einkauf der Hotellerie zum Einsatz, wie ist deren Qualität und wo gibt es noch Defizite? 

Viele Hotels nutzen bereits digitale Warenwirtschaftssysteme und E-Procurement-Plattformen, häufig aber nur als Bestell- und Lagerverwaltungstools. KI-gestützte Prognosen und automatisierte Preisanalysen sind bisher eher selten und vor allem bei Ketten etabliert. Bestehende Tools sind funktional solide, aber oft wenig integriert. Daten mit dem PMS, dem F&B-Controlling und der Buchhaltung lassen sich damit nicht direkt austauschen. Viele Systeme arbeiten isoliert und ohne intelligente Analytik. Entscheidungen beruhen oft noch auf Erfahrungswerten. Besonders kleinere Hotels scheuen Kosten, um technologisch aufzurüsten. Ihnen fehlt in der Regel auch die notwendige IT-Kompetenz.

Mein FazitKI hat großes Potenzial, den Hoteleinkauf von einer administrativen Tätigkeit zu einer strategischen Funktion zu entwickeln. Die größten Effizienzgewinne liegen in Prognosen, Preisanalysen und automatisierten Workflows. Aktuell ist der Markt noch fragmentiert. Und viele Hoteliers nutzen vorhandene Tools nicht voll aus. Wer früh in KI-basierte Beschaffung investiert, kann Kosten senken, Risiken reduzieren und agiler auf Marktentwicklungen reagieren.

In der Ausgabe Zukunft Hotel von Cost & Logis, die am 12. Dezember 2025 erscheint, geht Stefan Bezold in einem Gastbeitrag ausführlich ein auf Vorteile KI-basierter Beschaffung und ihre Verbreitung in der Hotellerie.     

Stefan Bezold ist Senior Vice President Commercial der FutureLog AG sowie Gastdozent an Internationalen Hotelfach- und Fachhochschulen. Vor seiner Zeit bei FutureLog besetzte er führende Positionen für Unternehmen wie Amadeus und Infor Hospitality. Bezold verfügt über einen Abschluss mit Prädikatsexamen als Diplom Betriebswirt (FH) der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg.