„KI wird den Alltag im Hotel spürbar verändern“

„KI wird den Alltag im Hotel spürbar verändern“

Thilo Burucker ist Head of Hospitality der Scopevisio AG. Im Interview spricht er über Künstliche Intelligenz, Vorteile der Anwendung, Vorbehalte und die Hotellerie der Zukunft.

Künstliche Intelligenz (KI) durchdringt Wirtschaft und Gesellschaft. Welche Bedeutung hat das Thema für Scopevisio?

Künstliche Intelligenz hat für Scopevisio zentrale strategische Relevanz. Die Einbindung intelligenter Systeme verändert die ERP-Landschaft grundlegend und verschafft Vorteile im  Wettbewerb. Scopevisio arbeitet an diversen Projekten – unter anderem am stetigen Ausbau des KI-gestützten Chatbots („Smart Assistant“) zur Unterstützung der Online-Hilfe. Darauf aufbauend folgen Erweiterungen im Dokumentenmanagement (Teamwork) und perspektivisch im gesamten ERP-System – beispielsweise in Form eines Enterprise-GPT, das die Abfrage betrieblicher Daten in natürlicher Sprache ermöglicht.

In welchem Umfang findet KI ihren Niederschlag in den Lösungen, die Scopevisio der Hotellerie aktuell anbietet?

Schon heute ist KI integraler Bestandteil der Scopevisio-Plattform – vor allem in Form logikbasierter Systeme, die auf vordefinierten Regelwerken beruhen. Sie kommen etwa bei der automatisierten Belegerkennung, der Buchungsvorbereitung oder in Workflows zum Einsatz und sorgen dafür, dass administrative und kaufmännische Abläufe in Hotelbetrieben effizienter, konsistenter und weniger fehleranfällig ablaufen. So profitieren Hotels von smarter Automatisierung in Bereichen wie der Finanzbuchhaltung, dem Personalwesen und dem Dokumentenmanagement. Darüber hinaus plant Scopevisio den Ausbau zu einer umfassend KI-gestützten Unternehmensplattform. Ziel ist es, durch intelligente Dokumenterstellung und -interpretation, Assistenzfunktionen in Form eines virtuellen Unternehmensassistenten sowie KI-Unterstützung in Prozessen wie Buchhaltung, Rechnungsverarbeitung, Beschaffung, Lagerverwaltung und HR zusätzliche Entlastung und Effizienzgewinne zu ermöglichen – speziell auch für die Hotellerie. Wesentliches Prinzip der geplanten KI-Entwicklung bei Scopevisio ist die vollständige Umsetzung aller KI-Funktionen in der gesicherten Scopevisio-Cloud-Umgebung. Externe, nicht kontrollierbare Dienste sind ausdrücklich nicht vorgesehen. Stattdessen sollen alle Daten intern verarbeitet werden – mit voller Datenhoheit der Unternehmen, DSGVO konform und zertifiziert nach ISO 27001 sowie BSI C5. Damit wird Scopevisio nicht nur innovative KI-Unterstützung bieten, sondern auch ein Höchstmaß an Datenschutz und Sicherheit gewährleisten – entscheidend besonders für die sensiblen kaufmännischen und personellen Prozesse in der Hotellerie.

Inwieweit lässt sich KI in den kaufmännischen Prozessen eines Unternehmens grundsätzlich abbilden und welche Vorteile bietet das?

KI lässt sich in nahezu allen kaufmännischen und administrativen Bereichen eines Unternehmens einsetzen – besonders dort, wo Prozesse regelbasiert, datengetrieben und wiederkehrend sind. Typische Anwendungsfelder finden sich in der Finanz- und Lohnbuchhaltung, dem Controlling, der Beschaffung, der Lagerverwaltung und dem Personalmanagement (HR). In der Finanz- und Lohnbuchhaltung beispielsweise kann KI Belege automatisch erkennen, klassifizieren und verbuchen oder Lohnabrechnungen vorbereiten und prüfen. Im Controlling unterstützt KI bei der Analyse großer Datenmengen, der Erstellung von Prognosen und beim Aufdecken von Abweichungen oder Mustern

in der Unternehmensentwicklung. Die Beschaffung profitiert durch automatisierte Bedarfsanalysen, Lieferantenbewertungen und Preisvergleiche. In der Lagerverwaltung kann KI helfen, Bestände zu optimieren, Nachbestellungen auszulösen oder saisonale Schwankungen frühzeitig zu erkennen. Und im HR-Bereich ermöglichen KI-gestützte Systeme die schnellere Verarbeitung von Bewerbungen, automatisierte Vertrags- und Dokumentenerstellung sowie die Verwaltung von Mitarbeiterdaten. Prozesse werden dadurch schneller, präziser und weniger fehleranfällig, Mitarbeitende entlastet. Sie können sich auf strategische oder kundenorientierte Aufgaben konzentrieren. So steigert KI nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität kaufmännischer Abläufe.

Datenschutz wird in Europa und besonders in Deutschland großgeschrieben.  Lässt sich der Schutz mit der rasanten Entwicklung hin zu immer mehr KI-geprägten Anwendungen vereinbaren?

Wenn Datenschutz und KI-Entwicklung gemeinsam gedacht werden, lässt sich das durchaus vereinbaren. Scopevisio setzt deshalb auf ein ganzheitliches Sicherheitskonzept, das Datenschutz und moderne Technologie verbindet. Geplant ist eine KI-gestützte Unternehmensplattform, die intelligente Dokumentenerstellung und -interpretation, virtuelle Assistenzfunktionen sowie Unterstützung in Prozessen wie Buchhaltung, Rechnungsverarbeitung, Beschaffung, Lagerverwaltung und HR bietet – alles innerhalb der gesicherten Scopevisio-Cloudumgebung. Externe, unkontrollierbaren Dienste kommen nicht zum Einsatz. Daten werden ausschließlich intern verarbeitet. Schutzmechanismen sind differenzierte Rechte- und Rollenkonzepte, Data-Governance-Strukturen mit Auditierung und Löschkonzepten sowie technische Maßnahmen wie Verschlüsselung, Datenmaskierung und DLP-Systeme. Sensible Inhalte werden ausschließlich über eigengehostete Sprachmodelle verarbeitet. So bleibt die volle Datenhoheit bei der Nutzerorganisation – auch im KI-Zeitalter.

Inwieweit ist die Hotellerie auf die große Dynamik, mit der KI unseren Alltag erobert, vorbereitet?

Die Hotellerie steht vor der Aufgabe, mit der schnellen technologischen Entwicklung Schritt zu halten – besonders im Hinblick auf KI. Mit Scopevisio stehen Hotelbetrieben branchenübergreifende KI-Tools zur Verfügung, die sich in kaufmännischen Bereichen einsetzen lassen. Dazu zählen die automatisierte Auswertung von Belegflüssen, die strukturierte und vereinfachte Verarbeitung von Finanzbuchungen und die Verwaltung von

Personalressourcen. Nur wer erst einmal laufen lernt, kann später rennen. Viele Betriebe befinden sich noch in der Erprobungsphase. Dennoch ermöglicht Scopevisio schon jetzt die spürbare Vereinfachung von kaufmännischen und administrativen Routinetätigkeiten in unterschiedlichen Bereichen eines Hotels.

Experten befürchten, dass KI immer mehr menschliche Arbeit überflüssig macht und Arbeitslosigkeit forciert. Wie beurteilen Sie die Entwicklung?

Künstliche Intelligenz sollte nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze verstanden werden, sondern als intelligenter Assistent, der Mitarbeitende unterstützt und Prozesse beschleunigt. In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnt sie an Bedeutung, da sie unermüdlich, fehlerarm und rund um die Uhr einsatzbereit ist. Routinetätigkeiten werden übernommen, während sich der Mensch auf kreative, strategische und zwischenmenschliche Aufgaben konzentrieren kann. Der Mensch bleibt unverzichtbar – zur Bewertung von Ergebnissen, für ethische

Entscheidungen und zur Steuerung der KI und deren Einsatz. Richtig eingesetzt wird KI zum digitalen Kollegen – mit Wissen, Umsicht und Verantwortung geführt.

In welchem Ausmaß wird KI die Arbeit im Hotel verändern?

KI wird den Hotelalltag spürbar verändern. Administrative Aufgaben wie Rechnungseingang, Zahlungsabgleich, Einkaufsmanagement und Lagerverwaltung lassen sich zunehmend automatisieren. Intelligente Suchfunktionen ermöglichen schnellen Zugriff auf Dokumente aus Bereichen wie Finanzen, Einkauf und Personal. Betriebskennzahlen lassen sich schnell abfragen, was operative Steuerung vereinfacht. Digitale Assistenten weisen auf Fristen und Aufgaben hin, strukturieren den Arbeitsalltag. Die gewonnene Zeit fließt in persönlichen Kontakt zu den Gästen und steigert die Servicequalität.