Der Breidenbacher Hof im Re-Test
Zimmerzahl: 106
Kategorie: Fünf Sterne Superior
Eröffnung: 2008 (Gründung 1812; letzte Renovierung 2016)
Test: Mai 2024
Bezahlte Rate: 604,00 Euro, inklusive Frühstück
Der Autor Jens Rosenbaum ist Journalist, Verleger und Hotel-Tester.
Der Breidenbacher Hof in Düsseldorf zählte 2018 mit zu den ersten Hotels, die im Rahmen dieser Testserie unter die Lupe genommen wurden. Von Beginn an wurde darauf geachtet, das gesamte Spektrum der Hotellerie zu erfassen. Vom luxuriösesten fünf Sterne Superior Hotel über den einfachsten Landgasthof bis zum Discount-Hotel sollten Daten von mindestens hundert Hotels erfasst werden, um später auf Basis dieser repräsentativen Erhebung zu vergleichenden Aussagen kommen zu können. 2018 jedoch war die Datenbasis noch nicht ausreichend genug, um eine abgesicherte Bewertung vornehmen zu können. Gleichwohl viel der Breidenbacher Hof schon damals positiv auf, doch war seinerzeit eben noch keine verifizierbare Einordnung möglich. Erst im Rückblick zeigte sich, dass hier Außergewöhnliches geboten wurde und schon seinerzeit eine Auszeichnung verdient gewesen wäre. Sechs Jahre sind seitdem vergangen und dem Breidenbacher Hof sollte nun in einem Re-Test die Möglichkeit gegeben werden, die Konstanz seiner Leistung unter Beweis zu stellen.
Zimmer
Gebucht wurde direkt auf den Internetseiten des Hotels ein Deluxe Zimmer (in der Reservierungsbestätigung als Deluxe King Room ausgewiesen), das mit einer Größe von 48 bis 55 Quadratmetern angeboten wird. Da die Übernachtung um einen Feiertag herum erfolgte und das Hotel entsprechend freie Kapazitäten hatte, gab es beim Check-in ein Upgrade in die Kategorie Grand Deluxe, das mit einer Fläche von 52 bis 73 Quadratmetern beworben wird. Eine sehr kluge Raumaufteilung in U-Form lässt dieses Zimmer dann sogar noch größer erscheinen als es mit seinen tatsächlich gemessenen, gut 64 Quadratmetern bereits ist. Das großzügige Entrée mit Bar samt Pantry, die sich bei Bedarf elegant hinter einer Schiebetür ungewünschten Blicken entziehen kann, mündet in einen weiträumigen und sehr hellen Wohn- und Schlafbereich mit edlem Holzboden. Zwei große Teppiche sowie eine Kommode grenzen diese Bereiche optisch voneinander war. Der Wohnbereich ist mit einem Sessel, einer bequemen Couch, die als zusätzliche Schlafstätte für zwei Personen ausgeklappt werden kann, und drei Tischen großzügig ausgestattet. An der Wand ein großer Schreibtisch nebst separatem Stuhl und einem Flachbildschirm. Ein weiterer Flachbildschirm erhebt sich per Knopfdruck aus der beschriebenen Kommode und ermöglicht das Fernsehen auch vom Bett aus. Designelemente und Farben werden sparsam verwendet, hell und ruhig daher die Wirkung. Vom Schlafbereich erfolgt der Schwenk in einen Flur, der linksseitig mit Schränken aufwartet und rechts in das Bad führt. Die Klimaanlage leistet bei 50 bis 56 Dezibel beinah geräuschlos ihre Arbeit und lässt sich, wie die sonstige Zimmertechnik, über drei Panels steuern. Davon eine am Eingang sowie eine je links und rechts in den Schubladen der Nachttische. Einfach zu bedienen, aber wenn es mal dunkel ist, sollte man sich vorher gemerkt haben, wo welche Taste für welche Funktion liegt. Die Ausgewogenheit des Zimmers wird sprichwörtlich in den Nachttischen sichtbar. Dort werden links die Bibel und rechts die Lehren Buddhas geboten. Die Einrichtung ist hier und dort etwas in die Jahre gekommen, mit minimalen Gebrauchsspuren, aber absolut gepflegt. Das Zimmer erfüllt mit Größe, Ausstattung und Gestaltung alle Erwartungen.
Bett
Das Bett, vor einer champagnerfarbenen Kassettenwand mit integriertem Kopfteil, überrascht mit einer Breite von ungewöhnlichen 240 Zentimetern bei einer Länge von 200 Zentimetern. Hier war zu erfahren, dass dieses Bett als Twin-Bett ausgelegt ist, um im Falle des Trennens eine komfortable Breite von jeweils 120 Zentimetern bieten zu können. Das ist lobenswert. Aber dann wäre auch eine Länge von über 200 Zentimetern sinnvoll und logisch gewesen, wenn besonderer Schlafkomfort geboten werden soll. Kein Drama, dass es nun nur 200 sind, aber trotzdem schade. Die Sitzhöhe, um bei den Maßen zu bleiben, ist mit 68 Zentimetern recht hoch und resultiert, neben einem 38 Zentimeter hohem Unterbau, aus einem 10 Zentimeter hohen Schaumtopper im Format 240×200 Zentimeter, der auf zwei jeweils 20 Zentimeter hohen Tonnentaschenfederkernmatratzen ruht. Das Bett selbst ist schlicht gehalten, ohne Zierkissen und Tagesdecke, mit je zwei Kopfkissen und einer mächtigen, 280 x 220 Zentimeter großen Zudecke, gefüllt mit 90% Daunen und 10% Federn, jedoch von der Ente und nicht von der höherwertigeren Gans. Die beiden Kissen im Format 40 x 80 Zentimetern mit Federfüllung und 50 x 90 Zentimetern, mit einer Daune gefüllt, sind sich sowohl im Format als auch der Stützkraft sehr ähnlich, doch liegt dem Bett ein umfassendes Kissenmenü bei, wo die Auswahl für die Gäste um sechs weitere Kissen verschiedenster Art erweitert wird. Das ist mehr als auskömmlich. Ein mit der Buchung vorab bestelltes Nackenstützkissen lag daher bereits auf dem Bett und bot im Format 40 x 60 Zentimeter und aus Latex bestehend den gewünschten Komfort. Klimatisch insgesamt ausgewogen, wozu auch die feine, mit Stickereien versehene Bettwäsche beiträgt, stünde mit diesem Bett einer guten Nacht nichts im Wege, wäre da nicht der mit starren Leisten versehene und mit Stoff bezogene Unterbau unter den Matratzen. Null Federweg unter der Matratze bedeutet immer eine gewisse Einschränkung im Liegekomfort. Nun ist ebenjener so individuell wie subjektiv, doch die Sensibelchen unter den Gästen wissen, wovon ich rede. Auch hinkt das Bett dem technisch voll ausgestatteten Zimmer hinterher, weil sich bei diesem eben nichts verstellen lässt. Eine motorisch verstellbare Unterfederung, um den Bildschirm oder anderes sitzend im Bett genießen zu können, wäre fein. Und das kleinere von beiden Kissen war im Begriff Federn zu lassen und bräuchte mal einen Ersatz, wobei die Federn, aufgrund der Bezüge, aber keinen Weg in das Bett gefunden haben. Um nicht falsch verstanden zu werden: Das hier Gebotene ist eine grundsätzlich nicht zu beanstandende Leistung! Für ein Hotel jedoch, dessen Bestreben es ist, die Erwartungen der Gäste zu übertreffen, gibt es hier noch etwas Luft nach oben.
Bad
Dieses vereint auf knapp 11 Quadratmetern einen Waschtisch, freistehende Badewanne und, jeweils durch Glastüren separiert, WC mit BD und Dusche. Auch hier wirkt alles leicht und hochwertig, perfekt ausgeleuchtet und stimmig, aber WC und Dusche liegen etwas unter dem neuen Luxusstandard.
Hygiene
Die Messungen aus 2018 waren, wie sich schnell zeigte, kein Zufall. Auch dieser Re-Test bescheinigt dem Breidenbacher Hof wieder einzigartig tadellose Werte. Mit einem Hygienewerte beim Bett von 800 KbE (Hygieneklasse I, der Branchendurchschnitt liegt hier bei 2.500 KbE) und 729 KbE im sonstigen Zimmer (Branchendurchschnitt 1.527 KbE), liegt dieses Hotel in Düsseldorf in der absoluten Spitzengruppe. Solche Werte lassen sich nur erzielen, wenn dauerhaft mit gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie einem klugen Plan gearbeitet wird und Zimmerkonzept samt -ausstattung die Umsetzung in der harten, täglichen Praxis auch gewährleisten. Es waren auch weder Fingerabdrücke zu finden noch Haare, Krümel oder Staub – egal, wo ich auf allen Vieren durch Zimmer und Bett gerobbt bin, womit auch jenseits der technischen Messwerte eine tadellose Sauberkeit testiert werden kann. Damit stellt der Breidenbacher Hof eine Klasse für sich dar, denn sonst finde ich immer etwas, hier aber gab es einfach nichts zu finden. Für den Hygieneschutz wurden, vielleicht etwas übertrieben, jeweils zwei Hygieneschutzbezüge aus Baumwolle pro Kissen eingesetzt und bei den Matratzen, die einen durch Reißverschluß abnehmbaren Bezug hatten, ein durchgehendes Spannbettuch. Dieses bestand aus einer Oberseite mit Polyester- und Lyocellgewebe, einer feuchtigkeitsundurchlässigen Mittelschicht aus Polyetherblockamid und einer Unterseite aus Baumwolle. Diese neue Interpretation eines Moltons ist eine kluge Alternative gegenüber den sonst gebräuchlichen Encasings aus Vollkunststoff. So war in Summe der Einsatz von vermeidbaren Kunststoffen, wie das bei normalen Encasings leider der Fall ist, gering, bis auf den Matratzenkern alles waschbar und damit ein zumindest umweltfreundlicheres Bett als es sonst üblich ist.
An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass ein Wert von 800 KbE beim Bett nicht bedeutet, dass dieses weniger sauber ist als ein Zimmer mit 729 KbE. Bei diesen Werten handelt es sich, bezogen auf die jeweils vorgenommenen Messungen, um mathematische Durchschnittswerte, die immer nur in Bezug auf die Referenzwerte der jeweiligen Messgruppe gesehen werden dürfen. Und um zu verdeutlichen, was die Zahl 729 KbE für das Zimmer bedeutet, sei an die Vergleichswerte der letzten Hotel-Tests aus dem Premier Inn in Hannover mit 33.134 KbE und dem Steigenberger in Leipzig mit 13.246 KbE erinnert. Der geneigte Leser wird feststellen: Dazwischen liegen Welten.
Service
Ein guter Personalschlüssel ist das Eine. Ein Plan, wie das Personal mit den Gästen interagiert, das Andere. Und schön, wenn man beides hat. Beim Breidenbacher Hof, der für seine 106 Zimmer knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz hat, wurde ich vorab vom Personal Assistant Manager nicht nur per Mail individuell kontaktiert, sondern auch telefonisch, um alle Wünsche zu erfassen. Und bei Anreise gab es, obwohl zuvor nie gesehen, eine namentliche Begrüßung sowohl durch den Portier als auch durch den Wagenmeister. Und dies setzte sich im Hause fort, gleich wem ich vom Personal begegnete. Als ob ich, nach längerer Abwesenheit, wieder mal nach Hause zurückgekehrt wäre. Das hat man davon, wenn der Managing Director jeden Abend die Liste der neu anreisenden Gäste durchgeht und alle Mitarbeiter so ein tägliches, schriftliches Briefing erhalten, unter anderem eben auch mit Namen und Bild – Google macht es möglich. Das schafft eine private Atmosphäre sondergleichen, nirgendwo aufdringlich, stets auf höflicher Distanz aber gleichzeitig nah am Gast. Überflüssig zu erwähnen, dass eine solche Wohlfühlatmosphäre seine Wirkung nicht verfehlt. Umso verwunderlicher, dass ich, nach mehr als 100 getesteten Hotels, dies nur aus dem Breidenbacher Hof kenne, wo dieses Modell der Gastlichkeit doch auch von anderen praktiziert werden könnte. Natürlich setzt dies Engagement und Disziplin auf allen Ebenen voraus und bedeutet einen immensen zusätzlich Aufwand. Aber wer will, der kann auch. Und hier will man auf jeden Fall mehr, als es anderenorts geboten wird. Ob beim Dinner, an der Bar, in der Lobby oder beim Frühstück, die Leistungen bei Produkt und Service sind überragend und stets mit dem Gefühl verbunden, mehr als nur Gast eines Hotels zu sein. Eher wie bei Freunden. Auch wenn man bei der Abreise dann zur Kasse gebeten wird, aber das gehört sich auch so, denn ein Hotel ist ja ein Wirtschaftsbetrieb.
Das sagt das Hotel
CEO & Managing Partner Herr Cyrus Heydarian stand mit seiner leitenden Hausdame persönlich für alle Fragen sofort zur Verfügung. Auch wurde der Hotel-Betten-Check im Internet absolviert, wobei einige der Verbesserungsmöglichkeiten dem Breidenbacher Hof bereits bekannt waren und im Zuge einer geplanten Erneuerung in 2025 angegangen werden sollen. Es wurde von Seiten des Hotels dem Test große Aufmerksamkeit geschenkt und viel Zeit investiert, was von dem ehrlichen Interesse zeugt, jede weitere Verbesserungsmöglichkeit zu prüfen.
Fazit & Empfehlung
Ein Re-Test ist immer so eine Sache, da es ja bereits eine gewisse Erwartungshaltung gibt, meist verbunden mit einer Portion Skepsis und dem Wissen, wo man Suchen muss, um Mängel zu finden. Aber so kritisch ich auch an die Sache herangegangen bin, so überzeugt bin ich nach diesem Re-Test, dass der Breidenbacher Hof, im positiven Sinne, eine Ausnahmeerscheinung ist. Jenes, was noch Luft nach oben hat, von Mängeln dürfen wir da nicht sprechen, ist bereits auf dem Radar des Hotels und soll im Rahmen der anstehenden Renovierung angegangen werden. Natürlich hat der Breidenbacher Hof seinen Preis, der aktuell beim Doppelten dessen liegt, was das andere fünf Sterne Superior Hotel in seiner unmittelbaren Nachbarschaft aufruft. Aber dies nicht nur zurecht, sondern einerseits zwingend notwendig, denn Leistung kostet Geld. Ich kann nur dazu ermutigen, die Preiselastizität der Gäste nach oben weiter auszutesten, da der Breidenbacher Hof sein Niveau nicht nur halten, sondern ja weiter ausbauen möchte. Und dafür sind Investitionen unabdingbar, die sich ohne die dafür notwendigen finanziellen Mittel nicht werden stemmen und halten lassen. Dieses Leistungsniveau braucht auf der anderen Seite natürlich auch Gäste, die Geld haben und dieses Leistungsniveau zu schätzen wissen – aber davon gibt es reichlich. Wer in den Metropolen dieser Welt problemlos fünfstellige Raten für die Nacht zahlt, wird auch höhere Raten in einem besonderen Hotel in Düsseldorf akzeptieren, wenn die Leistung stimmt – und das ist hier ohne jeden Zweifel der Fall. Im Umkehrschluss gilt es, weiter mutig zu sein, den Schnäppchenjägern dieser Welt nicht entgegenzukommen, auch wenn darunter vielleicht mal die Auslastung leidet. Nun werden zwischen Kö-Graben und Rhein noch nie Austern gezüchtet worden sein, aber der Breidenbacher Hof ist nun mal eine Perle, und echte Perlen haben eben ihren Preis.
Dem gesamten Team vom Breidenbacher Hof kann ich zu dieser Ausnahmeleistung nur gratulieren, verbunden mit der Verleihung des Clean-Sleeping-Award 2024. Zusätzlich wird mit Spannung den Umbauten im Jahr 2025 entgegengesehen und verfolgt, welche Maßnahmen zur weiteren Verbesserung auf höchstem Niveau umgesetzt werden.