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Frauenmangel in Führungspositionen „immer noch ein weltweites Problem“

Frauenmangel in Führungspositionen „immer noch ein weltweites Problem“

Petra Deuter ist CEO von Hirmer Hospitality und Travel Charme Hotels.

Frau Deuter, als CEO sind Sie eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Hotelunternehmens in Deutschland. Warum dominieren Männer immer noch so deutlich?

Die aufgrund des operativen Charakters der Rollen langen Arbeitszeiten in der Branche sind für Frauen immer noch eine Herausforderung – in Deutschland vielleicht noch ausgeprägter als in anderen Ländern. Viele andere Branchen verfügen bereits über flexible Arbeitspraktiken, um talentierte Frauen aufzunehmen und zu halten. In meiner neuen Rolle bei Travel Charme Hotels habe ich damit begonnen, darüber nachzudenken, wie wir mehr weibliche Hotelmanagerinnen für uns gewinnen und operativ noch besser werden können. Im Moment haben wir in Bad Gastein, Österreich, eine tolle Stelle als Cluster Hoteldirektor*in sowie Stellen für Köch*innen zu besetzen, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir talentierte Damen finden könnten, die unsere dortigen Teams leiten und verstärken. Da Frauen statistisch gesehen meist die Reise-Entscheidung zu Hause treffen, macht es nur Sinn, wenn Damen Ihre Ideen bei uns noch mehr einbringen. Bei unserem neuesten Projekt, dem Grand Hotel Straubinger, stehen feinsinnige Attribute wie Kunst, Architektur und Wellbeing im Vordergrund. Ein wundervoller Ort, um sich kreativ auszuleben und Gastgeber*in an einem ganz besonderen Ort zu sein.

Ändert sich die Situation oder bleibt auf absehbare Zeit alles so, wie es ist?

Ich denke, dass sich alle Organisationen, auch im Reise- und Gastgewerbe, auf große Transformations-Programme konzentrieren müssen. Sonst riskieren sie, für die größten Talente nicht attraktiv genug zu sein. Gerade im Bereich Inklusion sehe ich in den meisten Unternehmen noch viel Luft nach oben.

Sie haben während Ihrer Karriere bei der Lufthansa und mehreren Hotelfirmen beziehungsweise bei Privatinvestoren in verschiedenen Ländern auf verschiedenen Kontinenten gearbeitet. Ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen durchweg niedrig oder gibt es deutliche Unterschiede?

Aus meiner Sicht und Erfahrung werden die Entscheidungen in einem Unternehmen in den C-Suite- und Senior-Level-Positionen getroffen – dort, wo Macht ausgeübt und echte Veränderungen vorgenommen wird. Derzeit verfügen die meisten Reise-Unternehmen auf Führungsebene noch nicht über diversifizierte Teams und es ist schwer festzustellen, ob sie tatsächlich etwas dagegen unternehmen. Aus meiner Sicht ist das bedauerlicherweise immer noch ein weltweites Problem. Wir bei Travel Charme sind froh, weibliche Hoteldirektorinnen und Stellvertreterinnen beschäftigen zu dürfen. In wichtigen Entscheidungsprozessen stellen wir immer wieder fest, wie sehr uns unser diverses Team vor allem bei komplexen Themen weiterbringt.

Was muss passieren, um eine grundlegende Veränderung herbeizuführen?

Besonders in einer Post-Covid-Welt überprüfen Unternehmen ihre „aktuellen Normen“. Sie wissen, dass grundlegende Änderungen in den HR-Praktiken und der kulturellen Zugehörigkeit erforderlich sind, um ihre Unternehmen zukunftssicher zu machen. Auch, wenn das Gastgewerbe vielleicht etwas später dran ist, hat es keine Wahl, wenn es weiterwachsen und wettbewerbsfähig bleiben will – vor allem im Wettbewerb um Talente. Als Botschafterin der Organisation www.everywoman.com kann ich Mitgliedschaften wärmstens empfehlen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Ziele zur Geschlechterintegration zu erreichen.

Führen Frauen anders als Männer? Und wenn ja: Was sind die Hauptunterschiede?

Ich beobachte schon lange geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede, die komplex sind und jetzt auch durch wissenschaftliche Studien gestützt werden. Sie zeigen, dass es grundlegende Unterschiede gibt, besonders bei den Führungsstilen von Männern und Frauen. Die wesentlichen Unterschiede zeigen sich in Bereichen wie Kommunikation, Empathie und Kooperationsfähigkeit.

Wie haben Sie es geschafft, an die Spitze des Unternehmens zu gelangen?

Ich könnte sagen, durch harte Arbeit, lange Arbeitszeiten und mehr. Aber zusammenfassend wahrscheinlich durch einen starken Sinn für Abenteuer, Risikobereitschaft sowie Ausdauer und Durchhaltevermögen. Agilität und Flexibilität spielten ebenfalls eine große Rolle. Ich war bereit, meine Sachen alle paar Jahre zu packen, um in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten. Während meiner bisherigen Karriere sind es unterm Strich nun acht Länder, in denen ich gelebt und über 20, in denen ich gearbeitet habe. Das hat mir definitiv dabei geholfen, höhere Positionen in verschiedenen Firmen weltweit zu erreichen.

Welchen Rat haben Sie für Frauen mit großen Karriereplänen?

Mein Rat an Frauen mit großen Karriereplänen ist, sich einem globalen Netzwerk wie www.everywoman.com anzuschließen, wo Frauen befähigt werden, ihr berufliches Potenzial auszuschöpfen. Meiner Meinung nach ist es hilfreich, eine Mentorin zu haben oder an Trainings- und Coaching-Programmen für weibliche Führungskräfte teilzunehmen. Vor allem jungen weiblichen Führungskräften fehlt es oft an Mut. Daher haben wir bei Travel Charme das interne Fortbildungsprogramm Fit For Leadership ins Leben gerufen, das unsere jungen Führungskräfte in ihrem Wirken bestärken soll und für die nächste Stufe auf der Karriereleiter „fit“ macht.