Die Hotelimmobilie hat es in Zeiten der Pandemie nicht leicht. Besonders bei Kreditinstituten ist die Asset-Klasse derzeit nicht eben gut gelitten. Denn noch kann niemand verlässlich sagen, wie lange des Business der professionellen Gastgeber durch die globale Krise noch beeinträchtigt sein wird. Welche Auswirkungen das auf den Markt hat, welche Konzepte sich künftig durchsetzen werden und wie es um das Verhältnis zwischen Hoteleigentümern und -betreibern bestellt ist, darüber diskutierte eine hochkarätig besetzte Experten-Runde beim aktuellen connectedby-Talk.
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„Wir haben jetzt eine Delle im Markt – ja. Aber langfristig wird es immer Investment in Hotels geben“, glaubt Sylvia Schnelle, verantwortlich für Business Development der Gruppe Scandic Hotels in Europa. Dr. Michael Hartung, Development Director und Managing Director von Premier Inn Deutschland, rechnet damit, dass Business Travel in zwei bis drei Jahren „fast wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie sein wird“. Konstantin F. Ballek, Senior Manager Business Development & Marketing für ETL ADHOGA prophezeit derweil: “Wir werden in den kommenden zwei Jahren mehr Neugründungen in der Branche sehen, als es in den vergangenen vier Jahren gab.“
Welche Hotelkonzepte sich in den kommenden Jahren im unsicheren Umfeld durchsetzen werden, bleibt die Frage. „Wir passen unsere Ankaufprofile der Marktentwicklung ständig an, haben aber auch schon vor der Pandemie großen Wert darauf gelegt, mit dem Zeitgeist zu gehen“, sagt Andreas Löcher, Leiter Investment Management Hospitality der Union Investment Real Estate GmbH. In der Krise sieht Löcher die Budget-Hotellerie angesichts ihrer Kostenstrukturen und betriebswirtschaftlichen Effizienz weiterhin gut aufgestellt. Zudem werde sich Union Investment auch der Resort-Hotellerie öffnen, die während der Pandemie am wenigsten gelitten habe. Sylvia Schnelle hat beobachtet, dass zuletzt sehr viele Hotelimmobilienprojekte an den Wünschen des Investors ausgerichtet waren, aber nicht in erster Linie an denen der Gäste. Wer heute in ein Hotel komme, so die Scandic-Managerin, der wolle „Erlebnisse, Aufenthaltsbereiche, an die er sich erinnern kann und Plätze vorfinden, an denen er sich wohlfühlt“. Diese Bedürfnisse müssten wieder stärker in den Vordergrund rücken, wenn es um die Entwicklung zeitgemäßer Unterkünfte gehe.
Die Talker
Dr. Michael Hartung
ist Development Director und Managing Director von Premier Inn Deutschland. Er verantwortet das deutsche Immobiliengeschäft der Gruppe, leitet das Akquisitions-, Entwicklungs- sowie das Bau-Team und baut derzeit das Facility-Management-Team auf. Zuvor wirkte Hartung viele Jahre im internationalen Projektentwicklungs- und Baumanagement, unter anderem für Unibail-Rodamco, Metro sowie Bilfinger Berger. Der promovierte Bauingenieur verfügt auch über einen Abschluss als Wirtschaftsingenieur.
Andreas Löcher
ist Leiter Investment Management Hospitality der Union Investment Real Estate GmbH (80 Hotelimmobilien in zehn Ländern). In dieser Funktion verantwortet er die Investment-Strategie sowie die Akquisitions- und Verkaufs-Aktivitäten für das Segment Hospitality. Vor seinem Wechsel zu Union Investment war Löcher Leiter Hotel Acquisitions & Sales der Deka Immobilien GmbH und bei der Aareal Bank AG Vice President für den Bereich Immobilienfinanzierung (Hotel).
Sylvia Schnelle
ist für das Business Development der SCANDIC Hotels in Europa verantwortlich. Sie leitet die Expansion der Gruppe in der DACH-Region sowie in Polen. Zuvor wirkte sie im Business Development für die Deutsche Hospitality. 2012 startete Sie als Akquisitions Manager bei einer IKEA-Tochtergesellschaft den Launch von MOXY Hotels in Deutschland. Sylvia Schnelle ist Architektin und Immobilien-Expertin (Executive MBA Real Estate) mit langjähriger Erfahrung bei der Entwicklung von Immobilienprojekten.
Konstantin F. Ballek
ist Senior Manager Business Development & Marketing für ETL ADHOGA. Seine Expertise beruht auf über einem Jahrzehnt selbständiger Tätigkeit, in dem Ballek Kampagnen und Events für renommierte Unternehmen und Marken konzeptionierte und durchführte. Der gelernte Hotelfachmann und international studierte Hospitality Manager entwickelt Visionen, um Qualität, Individualität und Nachhaltigkeit in seiner Branche miteinander zu verbinden.
Ein ganzes heißes Eisen in der Pandemie ist das Verhältnis zwischen Hoteleigentümern und -betreibern. Es geht um finanzielle Risikoverteilung in einer Zeit, in denen vielen Pächtern das Wasser betriebswirtschaftlich bis zum Hals steht. Mit den großen institutionellen Investoren sei es schwieriger, eine Lösung zu finden, weil diese Unternehmen in Gesprächen wegen der Investoren und Bankszenarien berechtigterweise weniger flexibel seien, sagt Dr. Michael Hartung, Development Director und Managing Director von Premier Inn Deutschland. Bei Familienbesitzern sei das naturgemäß etwas einfacher. „Uns ist es wichtig, eine Schlussbilanz zu ziehen und zu sehen, welche Lücken es nach Zahlung staatlicher Hilfsgelder unterm Strich tatsächlich noch blieben“, kommentiert unterdessen Andreas Löcher. Mit Blick auf künftige, eventuelle Pandemie-Klauseln sagt der Union-Investment-Manager: „Sicher wird es die eine oder andere Möglichkeit geben. Das Ganze muss aber im Rahmen bleiben.“
Wie schwer es für die Betriebe aus der Hotellerie wird, ihre Existenz in der Krise zu sichern, bleibt abzuwarten. Zahlreichen Unternehmen seien die Ausmaße dessen, was sie an finanziellen Belastungen vor sich herschieben, nicht bewusst, meint ETL-ADHOGA-Manager Ballek. „Viele gestundete Mieten, hohe Kreditsummen – ich weiß nicht, wann manche Betriebe das jemals abbezahlen wollen“, merkt Sylvia Schnelle an. Und Premier-Inn-Manager Hartung ist überzeugt: „Die Übernachtungszahlen werden von November bis in den Sommer nächsten Jahres bei vielen Unternehmen einbrechen. Dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt.“
connectedby …
… ist der Experten-Talk für die Hotellerie. Die hochrangig besetzten Talk-Runden werden im Fernsehstudio aufgezeichnet. Videos, die über die News-Plattform cost-logis.de sowie über diverse Social-Media-Plattformen veröffentlicht werden, geben einen Einblick in die Diskussion und halten die wichtigsten Statements fest. Wer sind die Talker? Um welche Fragen geht es? In Cost & Logis sowie auf cost-logis.de wird der kommende Talk angekündigt. Einen ausführlichen Nachbericht finden Sie in der jeweils folgenden Ausgabe von Cost & Logis sowie zeitgleich auf cost-logis.de