Herr Roemer, Guestline ist mit seinen Systemen bei Kunden weltweit vertreten. Sie bauen jetzt das Deutschland-Business auf. Warum hat es so lange gedauert, bis das Unternehmen sich für einen Start hierzulande entschieden hat?
Guestline hat seinen Ursprung in Shrewsbury, UK, und war mehr als 20 Jahre inhabergeführt. Das Unternehmen hat sich in dieser Zeit auf den heimischen Markt fokussiert. Die Firma Riverside hat Guestline dann vor gut zwei Jahren übernommen und einen internationalen Expansionskurs eingeschlagen. Neben der DACH-Region sind wir nun auch mit Standorten in Asien und Benelux vertreten.
Auf dem deutschen Hospitality-Markt gibt es eine Vielzahl technologischer Dienstleister. Wie wollen Sie sich in diesem harten Wettbewerb als auf dem hiesigen Markt neuer Player durchsetzen?
Der deutsche Hotelmarkt ist nach wie vor stark mittelständisch geprägt, auch wenn die Markenhotellerie immer stärker wird. Die meisten privat geführten Betriebe brauchen Beratung und technologische Unterstützung. Sie wissen oft nicht so genau, wie sie das Thema angehen sollen. Es gibt zahlreiche Systeme, von denen im Einzelfall aber längst nicht alle in Frage kommen. Wir empfehlen Hoteliers, sich vorher zu vergewissern, was wirklich gebraucht wird. Wir sind kein reiner Software-Anbieter, sondern stehen Hoteliers als Berater zur Seite. Das unterscheidet uns von anderen Anbietern. Unsere Mitarbeiter haben meist selbst viele Jahre in der Hotellerie gearbeitet. Wir verstehen daher die Probleme und Bedürfnisse der Kunden, arbeiten mit ihnen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Pläne aus und helfen ihnen, Prozesse zu verschlanken. Dabei bieten wir ihnen eine PMS als All-In-One-Lösung. Das spart viel Zeit und Geld.
Die US-Private-Equity-Firma Riverside Company investiert in die Expansion von Guestline. Welche Ziele hat das Unternehmen für die Entwicklung in Deutschland ausgegeben?
Ziel ist es, mittel- bis langfristig unter die Top 3 der PMS-Anbieter zu kommen – gemessen an der Zahl der betreuten Hotels und am Umsatz. Mit den ersten Kunden haben wir bereits Verträge abgeschlossen. Dazu kommen mehrere hundert Interessenten. Die Nachfrage ist enorm. Kein Wunder: Die Hotellerie sucht Lösungen und will sich verändern. Das Potenzial ist groß, viele Verträge laufen aus, Kunden können den Anbieter jährlich wechseln.
Wo gibt es den größten Nachholbedarf, wenn es um PMS-Systeme, digitales Marketing, Channel Management und generell den Einsatz neuer Technologien geht?
Privathoteliers sollten sich unabhängige Berater leisten dürfen, um ein objektives Bild darüber zu bekommen, wie sie Digitalisierung umsetzen können. Denn Hoteliers fehlt zum einen die Übersicht, welche Technologien wirklich notwendig sind. Zum anderen wissen Hoteliers nicht, wie sie die Technologien in ihren Alltag integrieren können und nutzen längst nicht alle Funktionen ihres PMS. Da liegt der Verdacht nahe, dass viele PMS-Lösungen zu kompliziert sind. Klar, Hoteliers sind keine IT’ler. Dafür sind wir da, versuchen, Technologie so einfach wie möglich zu machen.
Muss die Hotellerie angesichts des Personalmangels auch im technologischen Bereich zunehmend ausgliedern?
Das denke ich nicht. Wenn die Mitarbeiter richtig geschult werden, wachsen sie in die digitale Welt und ihre Anforderungen hinein. Technologie sollte Hotels unterstützen und ihnen mehr Zeit für qualitativen und persönlichen Kundenservice verschaffen, keinesfalls mehr Arbeit bedeuten.